War für Fortuna nicht mehr drin?
Der letzte Erfolg gegen Berlin tröstet über manche Enttäuschung der Saison hinweg.
Düsseldorf. Ein direkter Aufstiegsplatz ist nur zwei Punkte entfernt, die Mitgliederzahl bewegt sich mit rund 25 000 auf einem hohen Niveau und die wirtschaftliche Situation von Fortuna Düsseldorf ist bei einem Überschuss von 1,07 Millionen Euro sehr erfreulich. So richtig zufrieden Weihnachten feiern, werden die Verantwortlichen des Fußball-Zweitligisten dennoch nicht. Sie spüren alle, dass noch etwas mehr drin war — im sportlichen Bereich.
„Bezogen auf die Entwicklung des Vereins haben wir bereits zu Beginn unserer Tätigkeit klargestellt, dass wir mittelfristig arbeiten wollen und nicht nur auf eine Saison schauen“, sagte allerdings Dirk Kall, der Vorstandsvorsitzende. „Es wurden im laufenden Jahr wichtige Themen wie die Erweiterung des Nachwuchsleistungszentrums oder die Verbesserung der Infrastruktur angeschoben.“ Auch sportlich sei man auf einem guten Weg. „Allerdings ist der Weg, der vor uns liegt, deutlich länger und schwieriger, als der, den wir jetzt hinter uns haben“, sagte Kall, der keine Probleme in der veränderten Struktur des Aufsichtsrates seit den Neuwahlen auf der Jahreshauptversammlung erkennen kann. „Die Zusammenarbeit ist sehr gut, und das war auch eines der Erfolgsgeheimnisse der vergangenen Jahre“, sagte der Vereinsboss, der bestätigte, dass durch die jüngeren Mitglieder im Aufsichtsrat ein neuer Wind herrscht.
Die Teamarbeit im Fortuna-Vorstand hätte sehr gut funktioniert. „In einem solchen Bereich arbeitet man gut, wenn man Vertrauen zueinander hat. Und dieses Vertrauen ist da“, sagte Dirk Kall. „Das gilt von uns aus auch für Trainer und Spieler.“ Man wolle nicht alle halbe Jahre die Mannschaft komplett wechseln, deshalb gebe es auch keine Bestrebungen, zur Winterpause unbedingt personell nachzulegen. Die sukzessive Entwicklung des Kaders sei das Ziel. „Die Mannschaft hat sich deutlich in die richtige Richtung weiterentwickelt“, sagte Kall. Vorstand und Aufsichtsrat der Fortuna folgen in der Philosophie Helmut Schulte. „Wir werden nicht hingehen, dem Sportvorstand vorzuschreiben, dass er den einen oder anderen Spieler verpflichten soll.“
Das vorhandene Personal spürt das Vertrauen, doch konnte die Mannschaft das vorhandene Potenzial noch nicht in der Form auf den Platz bringen, dass sich in den Spielen eine Dominanz gegenüber dem Gegner gezeigt hätte. Fortuna hat mit einem Etat von rund elf Millionen Euro für den Lizenzspielerbereich deutlich teuere Spieler als beispielsweise Tabellenführer FC Ingolstadt (acht Millionen Euro) auf dem Platz stehen. Wenn alle Verletzten nach der Winterpause wieder an Bord sein sollten, ist Trainer Oliver Reck gefordert, mehr Konstanz in die Leistungen seiner Mannschaft zu bekommen. Die letzten beiden Spiele des Jahres haben gezeigt, dass von einem eingespielten Team keine Rede sein kann.
Die Verantwortlichen machen ihrem leichten Unmut über die nicht den Erwartungen entsprechende Punktezahl öffentlich keine Luft. Das liegt auch daran, dass ein Aufstiegs- und der Relegationsplatz noch in Schlagdistanz liegen und sie den Druck nicht noch mehr erhöhen wollen. Der ist in Düsseldorf ohnehin schon hoch genug. Umso wichtiger war der Erfolg im letzten Spiel des Jahres, denn an der Unterstützung durch die Fans liegt es bestimmt nicht, dass die Heimbilanz für einen der Aufstiegskandidaten sehr bescheiden ausfällt.
Falls Fortuna allerdings wie im vergangenen Spieljahr eine so gute Rückrunde hinlegt, würde man das nächste Weihnachtsfest als Erstligist feiern. Und von einer latenten Unzufriedenheit wäre dann sicherlich keine Rede mehr.