Fortuna Düsseldorf Warum Funkel noch so wertvoll ist

Der Trainer schafft es, alte Stärken, die nicht immer jeder geschätzt hat, in eine neue Zeit zu führen. Wie das einst Jupp Heynckes gelang.

Friedhelm Funkel hat sich behauptet. Er holte elf Punkte in den verbleibenden acht Spielen.

Foto: Maja Hitij

Düsseldorf. Vor wenigen Wochen war Friedhelm Funkel noch ein Trainer auf der Zielgeraden seiner Karriere. Er hatte einen ausgedehnten, privaten Urlaub in Afrika hinter sich, Safari inklusive. „Das war toll, so etwas habe ich ja ewig nicht erlebt. Im Trainergeschäft hast Du für so etwas keine Zeit und keinen Kopf“, sagte er seinerzeit. Funkel hatte etwas Abstand gefunden vom Trainergeschäft, das ihn durch die Republik geführt hat wie kaum einen anderen. Neun Stationen im Profifußball, immer zwischen Aufstiegs- und Abstiegskampf. Stationen, von denen er im Rückblick nur das unglückselige halbe Jahr bei Zweitligist Alemannia Aachen in der Saison 2011/12 als persönlich falsche Entscheidung bezeichnet. Mit seinen 62 Jahren, dachte man, wird es den Trainer Funkel vielleicht gar nicht mehr geben, ein bisschen hatte Funkel das vielleicht auch selbst gedacht. Nur das mit der Fortuna — das blieb dem gebürtigen Neusser, der in Krefeld beheimatet ist, irgendwie immer noch im Hinterkopf.

Einige Wochen später war der Trainerirrtum Marco Kurz in der Landeshauptstadt korrigiert und Funkel dann doch noch als Retter auserkoren worden. Wieder zwei Monate später ist dessen erste Mission erfüllt: Den Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf hat er noch auf Platz 14 geführt, aus den acht verbliebenen Spielen hat er elf Punkte geholt, darunter am Ende die entscheidenden Spiele gegen den FSV Frankfurt und Eintracht Braunschweig gewonnen. Man nennt das eine Punktlandung. Ein Abstieg in die 3. Liga wäre für Fortuna Düsseldorf ein emotionaler Tiefschlag gewesen — nur drei Jahre, nachdem der Club erst am letzten Spieltag aus der ersten Liga verbannt worden war. Geschichte. Eine, die auch für Funkel gut ausgeht, wenn man davon absieht, dass Urlaube in Afrika in nächster Zeit eher wieder weniger in Frage kommen: Dienstag vermeldete Fortuna Düsseldorf, den nötigen Neuaufbau der Zweitliga-Mannschaft mindestens ein weiteres Jahr von Friedhelm Funkel auf der Trainerbank verantworten zu lassen.

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„Friedhelm Funkel hat mit Ruhe, Entschlossenheit und Mut die an ihn gestellte Aufgabe in einer schwierigen Situation erfolgreich gemeistert. Das verdient größten Respekt“, ließ Düsseldorfs neuer Vorstand Robert Schäfer am Dienstag verkünden. Schäfer war schon bei der Verpflichtung Funkels ein Treiber, als er auf seiner letzten Station bei Zweitliga-Aufsteiger Dynamo Dresden mental seine Sachen gepackt hatte und im Kopf Düsseldorfs Zukunft formte. Die beiden kannten sich: Schäfer war kaufmännischer Geschäftsführer, Funkel Trainer bei 1860 München. Seither schätzt man sich und verteilt gegenseitig Komplimente. Eine gute Voraussetzung für das Wirken des Trainers, der immer dann besonders gut war, wenn es gestimmt hat zwischen ihm und der Führung seines Vereins. Etwa bei Eintracht Frankfurt, wo Funkels Bindung zum Vorstand Heribert Bruchhagen noch heute als vorbildlich gilt. Gesprochen wurde stets mit einer Stimme. Eine Seltenheit im Profifußball, auch Fortuna Düsseldorf hat in diesem Zusammenhang Nachholbedarf.

Kein Zweifel allerdings, dass auch Funkel noch einmal gewachsen ist. Galt er beim 1. FC Köln bisweilen der Öffentlichkeit noch als zu dröge, haben acht Wochen Düsseldorf ein anderes Bild hinterlassen. Auf einer beeindruckenden Auftakt-Pressekonferenz nach der Amtsübernahme hatte der Trainer nicht nur Wortgewandtheit nachgewiesen, sondern auch jene Kraft transportiert, die ein moderner Trainer braucht: Die Wirkung der eigenen Worte einschätzen, jederzeit Herr des Verfahrens sein, verbal keine Schwächen zulassen. Der Trainer von heute wandelt auf einem schmalen Grat, Funkel hat längst spüren lassen, dass er um dieses enge Korsett weiß, aber sich darin gut fühlt.

So könnte er das schaffen, was der Trainer Jupp Heynckes zuletzt auf höherer Ebene in Leverkusen und beim FC Bayern geschafft hat: Auf den letzten Metern seiner Karriere seine Stärken, die nicht jeder immer zu schätzen wusste, in neuer Zeit neu erblühen zu lassen. Oder wie Vorstandschef Robert Schäfer schon ganz passend als Fazit von acht Wochen sagte: „Er hat erfahrenen Spielern das Vertrauen geschenkt und systematisch junge Spieler an die 1. Mannschaft herangeführt. So wird es uns gelingen eine identifikationsstarke Mannschaft aufzubauen.“ Und: „Durch seine Verwurzelung in der Region passt er hervorragend zur Fortuna. Man spürt in jedem Gespräch seine Motivation und wie sehr er für die Aufgabe brennt.“ Von Jupp Heynckes hatte es seinerzeit ganz ähnlich geheißen.