Wie Fortuna Düsseldorfs Motor wieder anspringt
Trainer Funkel nimmt den Spielern den Druck. Vorstandsboss Schäfer sagt: „Wir haben nichts zu verlieren.“
Düsseldorf. Der Gang in die eigene Kurve ist nach einer so bitteren Niederlage wie das 1:3 in Heidenheim nicht einfach. Die Fans von Fortuna Düsseldorf haben ein feines Gespür und empfingen die Verlierer nicht mit einem Pfeifkonzert oder wüsten Beschimpfungen. Natürlich war die Enttäuschung auch unter den über 2000 Anhängern im Stadion groß. Aber die Mannschaft noch weiter zu verunsichern und ihnen den Mut zu nehmen, wäre wenig hilfreich gewesen im Blick auf das nächste Heimspiel am Sonntag gegen den FC Ingolstadt und die drei weiteren Aufgaben, die in dieser Saison noch auf die Fortuna warten.
Der erfahrene Trainer will sich nicht über das Wenn, Aber und den Konjunktiv unterhalten. Ihn interessiert nur das nächste Spiel — sagt er. Friedhelm Funkel weiß genau um die Möglichkeiten, die der Verein erhält, wenn die Fortuna tatsächlich den Aufstieg schafft. Was tut er also? Funkel versucht mit allen Mitteln, den Druck von seinen Spielern zu nehmen. Er lobt seine Spieler, hat aber erkannt, dass sich einige von ihnen zu sehr mit den glänzenden Aussichten beschäftigen, die im nächsten Spieljahr möglich wären. „Ich habe unsere Zielsetzung nie aus den Augen verloren“, sagt der Trainer. Das gilt offensichtlich nicht für die Spieler, die unter dem Druck deutlich sichtbar verkrampfen und bei weitem nicht an ihr Leistungsvermögen herankommen. Den Druck legen sie sich dann wohl selber auf oder nehmen ihn von außen an. Sonst wäre die Enttäuschung bei den Spielern nach dem Abpfiff in Heidenheim nicht so groß gewesen.
„Wir haben nach wie vor nichts zu verlieren und nur zu gewinnen“, sagt Robert Schäfer, Fortunas Vorstandsvorsitzender. „Unsere Mannschaft macht mir Mut, weil sie genug Chancen herausspielt. Jetzt muss sie diese nur konzentriert und konsequent nutzen.“
Funkel sagt, dass sein Team nicht besser ist, als die anderen 17 Mannschaften und teilweise deutlich über ihrem Niveau gespielt habe. Wenn man sich aber den Kader ansieht, hat Fortuna große individuelle Klasse, und die Spieler selbst beschwören immer wieder den hervorragenden Teamgeist. Fortuna hat vielleicht keine qualitativ bessere Mannschaft als der nächste Gegner Ingolstadt, Nürnberg oder Union Berlin. Aber gegenüber den anderen Teams besteht schon ein Unterschied in Sachen Qualität. Nur diesen Unterschied hat Fortuna zuletzt nicht mehr auf den Rasen gebracht.
Einige Spieler wie Jean Zimmer oder Florian Neuhaus sind meilenweit von ihrer Bestform entfernt. Durch (zu) viele personelle Wechsel haben sich in der gesamten Saison zu wenige Automatismen ergeben. Das ist der Fluch der Rotation — gezwungenermaßen wegen Verletzungen, wegen Undiszipliniertheiten, wie zuletzt bei Kaan Ayhan, oder um taktisch immer wieder für Überraschungen sorgen zu wollen.
In erster Linie wird die richtige Einstellung helfen. Was das bedeutet, muss jedem Profi eigentlich klar sein, wenn er in die Bundesliga aufsteigen will. Eine konzentrierte Leistung mit einer deutlich spürbaren Torgier und der Wille, jede noch so kleine Chance zu nutzen, müssen her. Der Gegner muss Respekt haben. Da hilft eine kompromisslose Zweikampfführung — im Rahmen der Fairness natürlich. Und nicht zuletzt sind auch Fortunas Anhänger gefordert — nicht nur die in der Fankurve. Alle sollten ihre Mannschaft bedingungslos und mit großem Vertrauen anfeuern.