Auf Kunstrasen in der Schweiz: DFB-Frauen testen für WM
Feusisberg (dpa) - Der Countdown läuft. Mit dem letzten Testspiel in der Schweiz vier Tage vor dem Abreise nach Kanada schalten die deutschen Fußballerinnen endgültig in den WM-Modus.
„Es ist wichtig, mit einem guten Gefühl nach Kanada zu fliegen. Damit man weiß, dass man gut gerüstet ist für den WM-Start“, sagte Mittelfeldspielerin Lena Goeßling vom VfL Wolfsburg vor dem Länderspiel am Mittwoch (17.00 Uhr) im nördlich von Zürich gelegenen Baden.
Um kommenden Sonntag um 11.45 Uhr von Frankfurt aus positiv gestimmt zur 7. Frauen-Weltmeisterschaft nach Nordamerika abzuheben, käme ein Sieg nicht ungelegen. Für Silvia Neid ist die Partie gegen die von der deutschen Fußball-Lehrerin und langjährigen Weggefährtin Martina Voss-Tecklenburg trainierten Schweizerinnen aus vielerlei Hinsicht die optimale Generalprobe.
Neid ist mit der bisherigen WM-Vorbereitung trotz einiger Wehwehchen zufrieden. „Es ist das Allerwichtigste, dass alle Spielerinnen gesund zur WM fahren können. Ich wollte, dass die Mannschaft bis Pfingstmontag in guter Verfassung ist. Das Ziel haben wir erreicht“, sagte die Bundestrainerin am Dienstag in beschaulichen Feusisberg. Schon seit neun Tagen bekommt der Kader im Trainingslager am Zürichsee den WM-Feinschliff.
Um sich so gut wie möglich auf das ungeliebte WM-Geläuf einzustellen, fanden alle Trainingseinheiten auf Kunstrasen statt. „Ich muss mich daran schon gewöhnen, es ist einfach etwas anderes. Nicht nur weil der Ball schneller läuft, sondern auch körperlich“, sagte Saskia Bartusiak. „Die Abstoppbewegungen, die kleinen Richtungsänderungen, es ist einfach anders als auf normalem Rasen“, ergänzte die Abwehrchefin vom Champions-League-Sieger 1. FFC Frankfurt.
Nach ihrem Kreuzbandriss wurde Bartusiak rechtzeitig vor der am 6. Juli beginnenden WM gesund. Das geflickte Gelenk bereite ihr keinerlei Kopfzerbrechen mehr, so die 32-Jährige.
„Mein Knie ist super, ich habe keine Probleme. Daher bin ich auch zu tausend Prozent sicher, dass da nichts passieren wird, egal ob auf Kunst- oder Naturrasen.“ Neid berichtete am Dienstag allerdings von anfänglichen Problemen einiger Akteurinnen vor allem in der Schienbeinmuskulatur - hervorgerufen durch die ungewohnte Belastung beim Training auf dem stumpfen Kunstrasen.
Da die FIFA allen Beschwerden und einer von den weltweit besten Spielerinnen zunächst eingereichten, dann zurückgezogenen Klage vor einem kanadischen Gericht zum Trotz am Kunstrasen festhielt, ist die Diskussion über Sinn oder Unsinn inzwischen müßig. „Wir müssen uns damit arrangieren“, sagte Bartusiak.
Der Partie gegen die Alpenland-Kickerinnen kommt aber nicht nur wegen der Gewöhnung an Kunstrasen große Bedeutung zu. „Die Schweiz hat eine sehr gute Mannschaft mit vielen individuell sehr starken Spielerinnen“, warnte Regisseurin Dzsenifer Marozsan. Sie und ihre Teamkolleginnen können das gut beurteilen, denn die Hälfte des Schweizer WM-Kaders spielt in Deutschland. „Deswegen ist es sehr wichtig, dass wir ein gutes Spiel abliefern und möglichst erfolgreich sind, um dann selbstbewusst nach Kanada fliegen.“
Die frühere DFB-Nationalspielerin und Bundesliga-Trainerin Voss-Tecklenburg leistet seit mehr als drei Jahren hervorragende Arbeit im kleinen Nachbarland. Der Lohn: Erstmals qualifizierte sich die Schweiz für eine Frauen-WM. Die Ansprüche und Erwartungen sind inzwischen nicht zu Unrecht gestiegen. „Ich denke, die Gruppenphase können wir überstehen. Danach ist vieles möglich, vielleicht sogar das Viertelfinale“, meinte die Duisburgerin. Auch für sie sei das Duell mit Deutschland ganz wichtig: „Weil wir gegen eine der besten Mannschaften der Welt noch mal unsere Form überprüfen können.“