Fragezeichen und Probleme: DFB-Frauen starten WM-Mission
Frankfurt/Main (dpa) - Lira Alushi ist schwanger, Simone Laudehr am Knie verletzt und Nadine Angerer auf dem Sprung in die Fußball-Rente. Zum Start in die heiße Vorbereitungsphase auf die Mission Dritter WM-Stern am Montag hätte sich Bundestrainerin Silvia Neid sicher etwas weniger Wirbel gewünscht.
Mit dem zehntägigen Trainingslager in Feusisberg/Schweiz beginnt für die 50-Jährige die letzte WM-Reise, die möglichst mit dem dritten WM-Triumph nach 2003 und 2007 enden soll. Das Titel-Wort aber meidet Neid, die schon vor Wochen ihren Rücktritt im Sommer 2016 angekündigt hat.
Als Minimalziel hat sie die Qualifikation für Olympia ausgegeben. Dafür muss die DFB-Auswahl, die 2012 in London nicht dabei war, zu den besten drei Teams aus Europa gehören.
Zunächst hat Neid aber ganz andere Probleme. Nach dem Ausfall von Weltfußballerin Nadine Kessler (Knieoperation) und Abwehrspielerin Luisa Wensing (Wadenbeinbruch) meldete sich kurz vor WM-Beginn auch noch Alushi ab. Die 27 Jahre alte Mittelfeldspielerin von Paris St. Germain erwartet ihr erstes Kind. „Das ist für unsere Mannschaft ein großer Verlust, weil sie für uns eine wichtige Spielerin ist“, kommentierte Neid die aus sportlicher Sicht nicht so frohe Botschaft.
Hinzu kommen Sorgen um Frankfurts Champions-League-Siegerinnen Simone Laudehr (Außenbandzerrung) und Saskia Bartusiak, die beim 2:1-Finalsieg gegen Paris wegen einer Oberschenkelverletzung zuschauen musste. Unklar ist zudem, wie sich Rückkehrerin Lena Lotzen nach ihrer neunmonatigen Pause wegen eines Kreuzbandrisses schlägt.
Neid wird es daher erst einmal langsam angehen lassen. „Wir werden in den ersten Tagen die Konzentration auf regenerative Maßnahmen legen und uns einen Überblick verschaffen, in welcher Verfassung die Spielerinnen sich befinden, um sie mit gezielten Maßnahmen vorzubereiten“, kündigte sie an.
Vor allem die Frankfurter Fraktion soll nach dem Champions-League-Gewinn und den anschließenden Feierlichkeiten erst einmal die Akkus aufladen. „Die Saison war sehr lang. Ein, zwei Tage Regeneration werden uns guttun“, sagte Spielgestalterin Dzsenifer Marozsan. Torjägerin Celia Sasic sieht den Coup in der europäischen Königsklasse aber eher als Motivation. „Das gibt einen Push für die WM. Wir haben ein klares Ziel vor Augen und werden alle Kräfte mobilisieren“, erklärte die Stürmerin.
Nach ihrer Vertragskündigung in Frankfurt geht Sasic ohne neuen Verein in die WM. Ähnlich ungewiss ist die Situation bei Abwehrspielerin Annike Krahn. „Meine Zukunft in Paris ist noch völlig unklar“, meinte sie. Klarheit herrscht dagegen bei Torfrau Angerer. Für sie wird die WM das letzte Hurra zwischen den Pfosten der DFB-Auswahl. „Eines Morgens bin ich aufgewacht und dachte: Ja, das mache ich jetzt, ich höre auf“, erzählte sie unlängst.
All diese Dinge müssen die deutschen Frauen ausblenden, denn viel Zeit bleibt nicht. Am Pfingstsonntag muss Neid ihren 23-köpfigen WM-Kader benennen, drei Tage später steht mit dem Länderspiel gegen Gastgeber Schweiz auf einem Kunstrasenplatz in Baden der letzte Härtetest an. „Die Schweiz ist für uns ein guter Gegner, um zu sehen, wo wir stehen. Ihre Stärken liegen vor allem im Spiel nach vorne“, sagte die Bundestrainerin. Spätestens bis zum 7. Juni muss sie ihre Schützlinge auf Topniveau getrimmt haben. Dann geht es zum WM-Auftakt gegen die Elfenbeinküste.