Bajramaj-Abschied - „Ärgerlich und traurig“

London (dpa) - Am Ende war es eine klare Niederlage für Turbine Potsdam. Nichts wurde es mit der Titelverteidigung in der Champions League, nichts wurde es mit einem rauschenden Abschied für Fatmire Bajramaj.

Immerhin gab es am Ende versöhnliche Töne.

Als der letzte Pfiff des Abends ertönt und das Kapitel Turbine Potsdam endgültig beendet war, blieb Fatmire Bajramaj wie erstarrt in des Gegners Hälfte stehen. Nach der verdienten 0:2-Niederlage im Champions-League-Endspiel gegen Olympique Lyon legte sie ihre Handflächen auf dem Rücken ineinander und schaute einfach nur ins Leere. Bei ihrem letzten Auftritt im Turbine-Trikot feierte die 23 Jahre alte Nationalspielerin keine rauschende Königsklassen-Nacht in London - der Abschied fiel ernüchternd aus.

„Man schaut sich die Pokalübergabe an und denkt, scheiße, wir hätten auch da oben stehen können, aber der liebe Gott war halt nicht auf unserer Seite“, sagte Bajramaj, als sie spät am Abend durch die zugige Mixed Zone schritt, die neben der Tribüne der 115 Jahre alten Traditionsstätte Craven Cottage provisorisch errichtet worden war.

Es wurde nichts aus einer langen Londoner Party-Nacht und einem würdigen Abschied für Bajramaj, die in der neuen Saison für den Rivalen 1. FFC Frankfurt auflaufen wird. Die Debatten um ihren Wechsel und die Kritik ihres Trainers Bernd Schröder hatten ihr zugesetzt. „Natürlich hat mich diese Diskussion auch ein bisschen genervt“, sagte Bajramaj - fügte aber schnell an: „Das hat mich nicht aus der Konzentration gebracht, ich verstehe mich mit ihm noch gut.“

Auch der 68 Jahre alte Altmeister wollte das Thema endgültig abschließen. „Ich habe Lira Bajramaj nicht kritisiert, weil sie schlechten Fußball gespielt hat, sondern weil viele Dinge um sie herum sie teilweise nicht zu besserem Fußball bewegt haben. Sie gehörte heute zu den Besten, sie hat alles gegeben, was sie im Moment kann und hat. Dass sie Möglichkeiten nach oben hat, wissen wir, aber das ist nicht mehr unsere Aufgabe“, urteilte Schröder abschließend.

Vor einem Jahr noch im Elfmeterkrimi die glücklichen Gewinnerinnen gegen den französischen Meister, blieb dem Turbine-Team am Donnerstagabend im Heimatstadion des FC Fulham nur die Rolle des zweiten Siegers. „Ich bin gar nicht so enttäuscht. Ich bin lange genug dabei, um zu wissen, dass so etwas passieren kann. So etwas kann ja auch schlimmer ausgehen, wir haben uns ja nicht abschlachten lassen und auch nicht so schlecht gespielt“, sagte Schröder.

Tatsächlich zählte Bajramaj noch zu den auffälligeren Spielerinnen. Nachdem sie sich auf dem Rasen wieder in Bewegung gesetzt hatte, griff sich die gebürtige Kosovarin wieder und wieder in die Lockenmähne, warf den Kopf in den Nacken und sank schließlich ermattet und enttäuscht auf die Knie.

Erst eine nette Dame von der Europäischen Fußball-Union richtete Bajramaj wieder auf und führte sie zum Fernseh-Interview - das sie ausgerechnet vor dem singenden und Fahnen schwenkenden Fanblock des neuen kontinentalen Titelträgers Olympique Lyonnais über sich ergehen lassen musste. „Die Niederlage ist ärgerlich und traurig“, sagte sie und verabschiedete sich von ihrem alten Team mit den Worten: „Man ist schon sehr traurig, es tut schon im Herzen weh, dass man jetzt diese Mannschaft verlassen wird. Aber man muss sich auch mal trennen.“