Goodbye Bajramaj: Potsdam verliert Gesicht

London (dpa) - Sie wird gerne als „Glamour Girl“ des deutschen Fußballs bezeichnet. Fatmire Bajramaj war das Gesicht von Turbine Potsdam. Zur neuen Saison wechselt die 23-Jährige zum großen Rivalen 1. FFC Frankfurt - hat vorher aber noch die Mission Titelverteidigung zu erfüllen.

Gejubelt hat Fatmire Bajramaj schon am Tag vor dem Champions-League-Finale. Ihr Lieblingsverein Borussia Mönchengladbach schaffte in den Relegationsspielen gegen den VfL Bochum den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga. „Früher war ich immer mal wieder im Stadion, mit Schal und Trikot und hab die Mannschaft angefeuert. Heute geht das kaum noch, weil ich in Potsdam spiele und selbst viel unterwegs bin“, sagte die 23 Jahre alte Nationalspielerin von Turbine Potsdam einmal.

Das Verb „spiele“ muss nun in die Vergangenheitsform gesetzt werden. Das Finale gegen Olympique Lyon um die Krone der Frauenfußball-Königsklasse solle in London der letzte Auftritt von Bajramaj im Turbine-Trikot werden. Zur neuen Saison wechselt die Mittelfeldspielerin zum großen Rivalen 1. FFC Frankfurt.

Ein Transfer, der für erstaunlich viel Aufregung und reichlich Missstimmung gesorgt hat. Selbst am Tag des Endspiels im Craven Cottage, der Heimstätte des FC Fulham, legte Turbine-Trainer Bernd Schröder noch einmal nach. „Sie ist fremdbestimmt. Sie hat ein Jahr gehabt, wo sie von Beratern und allem hin und her gezerrt wurde. Das wäre alles kein Problem, wenn sie in allen Spielen gebracht hätte, was man sich von ihr erwünscht hat“, sagte der 68-Jährige in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ über die scheidende Bajramaj.

Zwischen Brandenburg-Bye-bye und Hessen-Hallo wartet allerdings noch das bisherige Karriere-Highlight auf die gebürtige Kosovo-Albanerin. 31 Tage nach der Neuauflage des Vorjahres-Endspiels gegen die Französinnen eröffnen die deutschen Fußball-Frauen das Turnier im eigenen Land im Berliner Olympiastadion gegen Kanada.

„Ich habe mich in meiner Karriere noch nie auf etwas so extrem gefreut - das wird geil“, sagte Bajramaj dem „Kicker“. Lange war die Werbe-Weltmeisterin das Gesicht von Turbine Potsdam, jetzt ist sie das Gesicht der WM vom 26. Juni bis 17. Juli. Keine Spielerin aus dem Aufgebot von Bundestrainerin Silvia Neid schafft die Symbiose aus Sport und Glamour so perfekt wie die schöne Integrations-Botschafterin des Deutschen Fußball-Bundes.

Sie hat einen Schuh-Tick, liebt hochhackige Pumps, sammelt Uhren und sagt: „Ich bin gerne eine selbstbewusste Tussi. Deshalb bin ich aber nicht oberflächlich.“ Auf ihrer persönlichen Internetseite schreibt „Lira“ Bajramaj: „Nach meinem ersten Schultag gefragt, denke ich immer zuerst an das hässliche Kleid, das ich anziehen musste. Dieses Erlebnis hat mich wohl auch ein bisschen geprägt, denn bis heute achte ich schon auf mein Aussehen und Klamotten-Shoppen ist mit mein liebstes Hobby. Dabei habe ich keinen festen Stil. Meine Lieblingsklamotten sind immer die, die gut aussehen.“

Etwas fürs Auge sind auch ihre Auftritte auf dem Rasen - nicht umsonst war die am 1. April 1988 in Gjurakovc/Kosovo geborene und im Alter von vier Jahren nach Deutschland geflohene Ausnahmespielerin Anfang des Jahres für die Wahl zur Weltfußballerin 2010 nominiert. In der Champions League zählte sie zu den Top-Scorerinnen. Dabei beschreibt sie ihre Fußball-Philosophie recht simpel: „Keine Hektik und keinen Stress verbreiten. Genießen und Spaß haben.“