Bajramaj und Laudehr bringen sich in EM-Form

Essen (dpa) - Lira Bajramaj zeigt wieder ihr charmantes Lächeln. Die schwere Zeit der Rehabilitation hat sie endgültig hinter sich gelassen. „Jetzt geht es mir gut. Das Training läuft, das Knie hält“, sagt die Fußball-Nationalspielerin bestens gelaunt vor dem Länderspiel am Samstag in Essen.

Entspannt und locker sitzt die vor der Heim-WM 2011 zur Werbe-Ikone gehypte junge Frau auf dem Podium und beantwortet geduldig alle Fragen. Sogar die nach dem bisher unglücklichsten Tag ihrer Sportlerkarriere am 30. September 2012, als ihr im Bundesligaspiel mit dem 1. FFC Frankfurt bei Turbine Potsdam das Kreuzband im rechten Knie riss.

„Ich wusste sofort, dass was kaputt ist. Meinem Freund war dasselbe ja erst ein paar Tage vorher passiert“, schildert die 25-Jährige das Malheur. Ihr Freund, das ist Zweitliga-Profi Enis Alushi vom 1. FC Kaiserslautern. Beide stammen ursprünglich aus dem Kosovo. Das Paar ist seit Sommer 2011 liiert und bestritt nun einen großen Teil der anstrengenden Rehabilitation gemeinsam. Wobei Bajramaj freimütig einräumt, dass Alushi häufiger die treibende Kraft war als umgekehrt. „Ehrlich gesagt, ich hatte Tage, an denen ich keine Lust auf die Reha hatte. Dann hat Enis mich gepusht.“

Wie sehr sich die ganze Schufterei gelohnt hat, spürt sie so richtig erst in diesen Tagen der unmittelbaren EM-Vorbereitung mit der DFB-Elf. Musste sie sich beim ersten Lehrgang in Kamen in der vergangenen Woche noch an die hohe Belastung gewöhnen, geht es nun immer besser. „Alles Kopfsache“, sagt Bajramaj. „Ich musste mich erst wieder reinfinden. Aber nun denke ich auch in Zweikämpfen nicht mehr an die Verletzung.“ Sie sei „unheimlich froh“, es noch rechtzeitig vor dem am 10. Juli beginnenden Turnier in Schweden geschafft zu haben. „Die EM war immer mein Ziel. Das Training macht unheimlich viel Spaß mit unserer jungen Mannschaft.“

Nach ihrer langen Verletzungspause stellt sie natürlich erstmal keine Ansprüche auf einen Stammplatz. Dass Bundestrainerin Silvia Neid sie bei der Nominierung des 23er EM-Kaders am kommenden Donnerstag nach dem Test in Paderborn gegen Kanada übergeht, ist kaum vorstellbar. Alles Weitere komme von allein, meint die Offensivspielerin: „Ich bin erstmal froh, jetzt dabei zu sein. Dann möchte ich in den Kader. Und wenn die Leistung stimmt, will ich natürlich bei der EM auch spielen.“

Eine ähnliche Ausgangsbasis beim Kampf gegen den inneren Schweinehund und um das EM-Ticket hatte ihre Frankfurter Teamkollegin Simone Laudehr. Wegen eines Knorpelschadens im Knie fiel sie ein halbes Jahr aus. „Ich habe viel und hart trainiert“, so die Mittelfeldspielerin, die mit 26 Jahren bereits zu den Älteren im Team des Titelverteidigers gehört. Zwar schmerze ab und zu nach hoher Belastung die Muskulatur, aber das Knie hält. Und das ist für Laudehr das Wichtigste: „Ich bin zufrieden. Auch in Eins-zu-eins-Situation scheue ich mich nicht, in die Zweikämpfe zu gehen.“

Schlechter sieht es bei Kim Kulig aus. Nach Linda Bresonik, die erst am Donnerstag wegen anhaltender Achillessehnenschmerzen absagen musste, sowie Verena Faißt, Viola Odebrecht und Alexandra Popp droht nun auch Mittelfeld-Ass Kulig das EM-Aus. Bei der 22-Jährigen sind unter Belastung massive Schwierigkeiten am mehrfach operierten rechten Knie aufgetaucht. „Sie hat Probleme. Das Knie reagiert auf Belastung und wird dick“, sagte Neid am Freitag. Kulig wurde erstmal aus dem Training genommen und soll sich weiteren Untersuchungen unterziehen.

Sollte das Verletzungspech anhalten, muss Neid bis zur Nominierung zum kommenden Donnerstag nicht mehr viele Spielerinnen streichen. Derzeit sind nur noch 26 Spielerinnen (darunter vier Torhüterinnen) beim Lehrgang dabei. 23 (inkl. drei Torhüterinnen) dürfen zur EM.