Bundestrainerin Neid: Man muss sich auch mal reinbeißen
Kalmar (dpa) - Bundestrainerin Silvia Neid war nach dem 0:1 gegen Norwegen enttäuscht vom Spiel ihrer Mannschaft. Fragen an die Fußball-Bundestrainerin nach dem 0:1 gegen Norwegen und dem verpassten Gruppensieg bei der EM.
Frage: Wo sehen Sie die Gründe für das 0:1 gegen Norwegen?
Silvia Neid: Wir haben nie ins Spiel gefunden: zu wenig Tempofußball, zu viele Fehlpässe und Ballverluste, zu träge, zu verspielt vor dem Tor, zu wenig den Abschluss gesucht. Es wollten immer nur ein- oder zwei Spielerinnen den Ball haben. Es war nie so, dass man mal sagen konnte, es hat alles gepasst. Die Niederlage war verdient. Deshalb müssen wir uns mit dem zweiten Platz zufriedengeben.
Das 0:1 war auch das Ende einer glanzvollen Serie nach 20 Jahren und 28 EM-Partien ohne Niederlage. Wie sehr schmerzt das?
Silvia Neid: Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Das ist mir auch egal. Es ist schön, dass wir eine so lange Serie hatten, aber irgendwann ist alles mal zu Ende.
Ist Titelverteidiger Deutschland jetzt die Favoritenrolle los?
Silvia Neid: Ja. Wenn ich unser Spiel von außen beobachtet hätte, hätte ich gesagt: Gegen die kann man gewinnen und braucht keine Angst zu haben.
Was ist in den nächsten Tagen zu tun bis zum Viertelfinale gegen Italien? Müssen Sie die Mannschaft erstmal wieder aufbauen?
Silvia Neid: Wir werden das Spiel genau analysieren. Aber aufbauen müssen sich die Spielerinnen schon auch selbst. Wir sind ja bei einer EM. Ich werden ihnen auch einige Fragen stellen. Aber sicher, im Viertelfinale müssen wir sie mental und körperlich wieder in guter Verfassung haben.
Wieviel wissen Sie schon über den nächsten Gegner Italien?
Silvia Neid: Im Moment wissen unsere Scouts Bettina Wiegmann und Maren Meinert sicher noch mehr als ich. Aber die Italienerinnen sind schwer zu spielen. Sie sind Minimalisten. Plötzlich sind sie vor dem Tor. Und einige wie Gabbiadini oder Panico sind ausgebufft und nickelig. Da dürfen sich unsere jungen Spielerinnen nicht aus dem Rhythmus bringen lassen von kleinen Schubsereien und Verbalattacken.
Ist ihre junge Mannschaft doch noch nicht reif für den Titel?
Silvia Neid: Sie sind sehr, sehr jung. Und junge Spielerinnen haben mehr Leistungsschwankungen. Ich glaube, dass es tatsächlich mit dem Alter und der Erfahrung zu tun hat. Sie müssen lernen, dass man sich auch mal in ein Spiel reinbeißen muss, wenn nicht alles von Anfang an rund läuft. Aber es ist positiv, dass sie das in der zweiten Hälfte gegen Norwegen versucht haben. Letztlich sind wir froh, dass wir jetzt vier Punkte haben und im Viertelfinale sind.