2:3-Pleite gegen Island DFB-Frauen am Tiefpunkt

Wiesbaden (dpa) - Die wütende Bundestrainerin Steffi Jones änderte nach der historischen Pleite ihrer Fußball-Frauen kurzerhand das Freizeitprogramm.

Statt nach dem desolaten Auftritt beim 2:3 gegen Island in der WM-Qualifikation das Männer-Bundesligaspiel zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund zu besuchen, wurde es für ihre Nationalspielerinnen unerwartet arbeitsreich. In Kleingruppen mussten sie sich in Videoanalysen mit ihren Fehlern auseinandersetzen.

Direkt nach dem Desaster hatte Alexandra Popp eine interne Aussprache gefordert. „So geht es nicht weiter. Es muss knallen innerhalb des Teams“, sagte die 26-Jährige vom VfL Wolfsburg. So setzte sich die Mannschaft zunächst ohne Trainerteam zusammen. „Wir haben uns ehrlich ausgetauscht und einige Themen klar und offen angesprochen. Das war wichtig und nun liegt es an uns, eine klare Reaktion zu zeigen“, berichtete Spielführerin Babett Peter mit Blick auf die kommende Aufgabe am Dienstag in Großaspach gegen Außenseiter Färöer. „Da erwarte ich die richtige Antwort - und mehr“, stellte Jones klar.

„Man beschäftigt sich noch einmal intensiver mit dem Spiel und es wird einem bewusst, welche Chance wir fahrlässig verspielt haben“, erklärte Popp nach dem Videostudium, dem eine klare Ansage von Jones folgte: „Ich denke, die Mannschaft hat verstanden, worum es jetzt geht“, meinte Popp, die zuvor enttäuscht festgestellt hatte: „Wir machen uns gerade alles kaputt, was wir uns im deutschen Frauenfußball über Jahre aufgebaut haben.“

Nach dem „Tiefpunkt“ gegen Island muss Jones ihr verunsichertes Team schnell wieder aufbauen, denn die Teilnahme an der WM 2019 in Frankreich ist ernsthaft in Gefahr. „Die Ampel ist auf Rot“, warnte Jones. In der Qualifikationsgruppe 5 rutsche die DFB-Elf hinter Tschechien und Island (alle sechs Punkte) vorläufig sogar auf den dritten Rang ab. Nur die sieben Gruppen-Ersten qualifizieren sich direkt für die WM. Die vier besten Gruppen-Zweiten spielen dann in Playoff-Spielen das letzte Europa-Ticket aus.

Kein Wunder, dass sich auch DFB-Präsident Reinhard Grindel Sorgen um die WM-Qualifikation macht: „Es wäre arrogant, das nicht zu sagen. Wir müssen ein Brikett drauflegen.“ Und Lena Goeßling meinte: „Wir wissen, dass es jetzt ganz schwer wird.“

Jones, die trotz des blamablen EM-Aus im Viertelfinale gegen Dänemark das Vertrauen der DFB-Führung bekam und deren Vertrag bis 2019 verlängert wurde, schaffte es bisher nicht, der Elf eine Struktur zu verleihen. Nach der EM-Analyse zeigte sich Grindel noch überzeugt, dass die 44-Jährige „die sportlichen Konzepte und die Kompetenz hat, um die WM 2019 als nächste große Herausforderung erfolgreich anzugehen“. Doch davon ist bisher nicht viel zu sehen.

Gegen die laufstarken und robusten Isländerinnen war der Olympiasieger kämpferisch, technisch und taktisch überfordert. Dass die Trainerin nach der Pleite die Mannschaft an den Pranger stellte statt auch ihr eigenes Handeln zu hinterfragen, stieß bei Peter sogar auf Verständnis: „Steffi wollte uns mit ihrer emotionalen öffentlichen Kritik aufrütteln. Und ein Weckruf war in unserer Situation dringend nötig.“