Favoriten-Trio und England im WM-Halbfinale

Montreal (dpa) - Letztlich haben sich bei der Fußball-WM der Frauen in Kanada doch überwiegend die Favoriten durchgesetzt. Einziger Neuling im Halbfinale ist England.

Foto: dpa

Die übrigen Teams aus Deutschland, den USA und Japan gehörten nicht nur zum engsten Favoritenkreis, sondern standen bereits ganz oben auf dem Treppchen: Die Amerikanerinnen gewannen 1991 und 1999 den WM-Titel. Die DFB-Frauen triumphierten 2003 und 2007, und Japan setzte sich 2011 in Deutschland die WM-Krone auf.

Die Halbfinalisten im Kurzporträt:

DEUTSCHLAND: Die DFB-Elf hatte bis zum Viertelfinale gegen Frankreich keinen großen Probleme. Dann wurde es eng, aber letztlich zeigte die Neid-Elf gegen die spielerisch besseren Französinnen Moral und zog dank Angerer und nervenstarker Schützinnen im Elfmeterschießen ins Halbfinale ein. Die DFB-Auswahl schoss mit insgesamt 20 die weitaus meisten Tore, hat in Sasic (6) und Mittag (5) zwei Torjägerinnen der Extraklasse. Den Goldenen Schuh als beste Schützin werden sie wohl unter sich ausmachen. Gegen die USA stehen die Chancen 50:50. Das Soll mit Olympia-Quali und Halbfinale ist erfüllt, die Mannschaft kann jetzt ohne Druck antreten, was ein Vorteil sein könnte.

USA: Die Amerikanerinnen gewannen ihre wesentlich schwerere Gruppe mit Australien (3:1), Schweden (0:0) und Nigeria (1:0) erwartungsgemäß mit mehr Mühe. Im Achtelfinale (2:0 gegen Kolumbien) und Viertelfinale (1:0 gegen China) hatte das US-Team den vergleichsweise leichteren Weg und wirkte dennoch nicht souverän. Die US-Stars Alex Morgan (nach Verletzung) und vor allem Abby Wambach, die häufig die Bank drückte, überzeugten kaum. Auffälligste Spielerin im Team von Trainerin Ellis ist derzeit Mittelfeldmotor Rapinoe. Die USA spielen ihren bekannten Powerfußball und beeindrucken vor allem durch hohe Laufbereitschaft und unbändigen Siegeswillen.

JAPAN: Der Titelverteidiger ist auch nach fünf WM-Spielen schwer zu beurteilen. Das Team um Rekord-WM-Spielerin Sawa (6. WM) erwies sich bislang als Minimalisten-Elf, marschierte aber mit drei Siegen über die Schweiz, Kamerun und Ecuador ohne Punktverlust durch die Vorrunde. Trainer Sasaki brachte es fertig, schon in den Gruppenspielen alle 23 Spielerinnen einzusetzen, also auch alle drei Torhüterinnen. Alle fünf Spiele - auch Achtelfinale (2:1 gegen die Niederlande) und Viertelfinale (1:0 gegen Australien) - gewannen die Japanerinnen nur mit einem Tor Unterschied. Geglänzt hat die „Nadeshiko“ noch nicht, wohl aber auch noch nicht alles gezeigt. Gegen Halbfinal-Neuling England ist der Weltmeister Favorit.

ENGLAND: Als einziges Team des Quartetts ist England bei einer Frauen-WM zum ersten Mal soweit gekommen. Allein die Halbfinal-Teilnahme des Vize-Europameisters von 2009 ist schon ein riesiger Erfolg, der im „Mutterland des Fußballs“ sehr wohl registriert wird. Sogar Prinz William ist amused und schickt immer wieder motivierende Botschaften an das Team. Die Engländerinnen gehören schon länger zu den besten europäischen Mannschaften, auch dank ihrer starken Clubs wie Arsenal oder Chelsea. Gleichwohl ist der große Erfolg der vom Waliser Sampson seit 2013 trainierten „Lionesses“ eine Überraschung.