Frankfurter Trümmersaison - Lyon-Trainer neidisch
München (dpa) - Der neidische Blick seines siegreichen Kollegen war für Sven Kahlert auch kein Trost. Der Trainer des 1. FFC Frankfurt steht vor den Trümmern einer völlig verkorksten Saison.
„Es wird jetzt unglaublich schwer, für uns als Trainierteam die richtigen Worte zu finden an die Mannschaft“, sagte Kahlert nach der bitteren 0:2-Pleite gegen den neuen und alten Champions-League-Sieger Olympique Lyon. Auf Diskussionen um seinen Job wollte sich der FFC-Coach nicht einlassen. „Meine Person und auch der Trainerstab, wir haben einen Vertrag bis 2013“, bekräftigte er.
Dass er innerhalb dieses Vertrags noch einmal mit den Hessinnen auf höchstem europäischen Niveau antreten darf, ist eher unwahrscheinlich. Frankfurt hat sechs Punkte Rückstand auf den zweiten Platz, der zur erneuten Champions-League-Teilnahme berechtigen würde. Ausgerechnet schon an diesem Sonntag kommt es zum direkten Duell mit dem aktuell zweitplatzierten VfL Wolfsburg. Die Niedersächsinnen würden ihrerseits bei einer Niederlage den Kampf um die deutsche Meisterschaft gegen Titelverteidiger und Spitzenreiter Turbine Potsdam vorzeitig verlieren.
„Es wäre bitter, wenn wir mit diesem Kader in der kommenden Saison nicht in der Champions League spielen könnten“, gab Frankfurts Nationalspielerin Melanie Behringer zu. Sie war bei der Niederlage vor der Rekordkulisse von 50 212 Zuschauern im ehrwürdigen Olympiastadion zur tragischen Figur mit einem verschuldeten Foulelfmeter und einer vergebenen Riesenchance geworden.
An der Überlegenheit der Französinnen, die zum dritten Mal in Serie im Finale standen und auf dem Weg dorthin auch schon Potsdam gedemütigt hatten, gab es trotz aller Tränen und Enttäuschung auch beim FFC keine Zweifel. „Schlussendlich kann man auch nicht sagen, dass die Niederlage unverdient war“, sagte Behringer.
Dabei wollte der Club mit dem gewieften Manager Siegfried Dietrich in dieser Saison wieder groß mitspielen. Japans Weltmeisterin Saki Kumagai, Vizeweltmeisterin Alexandra Krieger und die deutschen Nationalspielerinnen Fatmire Bajramaj und Kim Kulig waren an den Main geholt worden. Verletzungssorgen brachten das Konzept aber immer wieder durcheinander. Auch im Finale fehlten unter anderen Bajramai und Kulig. Es macht keinen Sinn, die Schuld jetzt bei der Mannschaft oder bei den Trainern zu suchen, befand der sichtlich niedergeschlagene Kahlert in einer ersten Saisonanalyse.
Während er seine Spielerinnen schon auf dem Platz trösten musste, bejubelte sein französisches Pendant den erneuten Triumph in der Königsklasse gegen eine deutschen Mannschaft. Vor einem Jahr hatte sich das Team von Patrice Lair gegen Potsdam im Finale durchgesetzt. „Es ist immer besonders für französische Vereine, in Deutschland zu gewinnen, dem stärksten Land im Frauenfußball in Europa“, sagte er.
„Ich hätte es gerne, dass der Frauenfußball in Frankreich genauso ein Profil hat wie in Deutschland, aber das ist nicht der Fall“, meinte Lair. Sollte sich aber die Prognose seines Kollegen Kahlert bewahrheiten, dürfte sich das irgendwann ändern: „Wenn sie so weitermachen, werden sie das Maß aller Dinge sein in Europa im Frauen-Fußball.“