Fußball-Profis: „Nicht wegschalten“ bei Frauen-WM
Frankfurt/Main (dpa) - Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus schwärmt von einer „tollen Mannschaft, nicht nur, was das Fußballerische betrifft - auch das Optische“. Jupp Heynckes wird sich „selbstverständlich“ die Spiele der deutschen Auswahl anschauen.
Auch Bundestrainer Joachim Löw und Felix Magath wollen „live“ dabei sein, und Oliver Kahn freut sich auf ein „Event“. Keiner soll der männlichen Fußball-Prominenz vorwerfen, dass sie die Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland ignoriert. Und niemand würde es mehr wagen, öffentlich über das kickende andere Geschlecht zu lästern.
Es ist aber auch nicht so, dass die Profis in der Bundesliga-Sommerpause der WM (26. Juni bis 17. Juli) entgegenfiebern - auch wenn das manchmal so scheint: Nationalstürmer Thomas Müller jubelt beispielsweise in einem TV-Spot für eine Lebensmittelkette, wo die Frauen-WM beworben wird. „Ich werde sicher nicht wegschalten, wenn ein Spiel kommt“, sagt der Bayern-Profi. „Aber ich habe noch nichts rot angestrichen in meinem Kalender, wann ich unbedingt vor dem Fernseher sitzen muss.“
Löw will hingegen ebenso wie Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff jede Möglichkeit nutzen, um die Mannschaft von Silvia Neid spielen zu sehen. „Sollte ich mal nicht im Stadion sein, werde ich es am Fernsehen verfolgen“, sagt Löw und betont: „Die Mannschaft ist mir schon ans Herz gewachsen. Sie ist unglaublich sympathisch und hat einige absolute Weltklassespielerinnen.“
An ein zweites „Sommermärchen“ nach 2006 glaubt zwar niemand, aber Ex-Nationalkeeper Kahn kann sich gut vorstellen, dass die WM eine große Begeisterung auslösen wird: „Wir leben heute in einer Zeit der Eventisierung und ich glaube, dass das ein Event ist, das viele Menschen anziehen wird. Wenn die Menschen Erfolge feiern können, noch besser. Daher glaube ich, dass das ein großer Erfolg wird.“
Matthäus hat schon Karten geordert und verweist auf die Verdienste der DFB-Auswahl: „Sie sind Europameister, Weltmeister und waren auch bei Olympia erfolgreich. Es ist schon wahnsinnig, was da geleistet worden ist“, erklärt der Weltmeister von 1990. „Und was das Schöne am Frauenfußball ist: Es sieht nicht mehr so nach Frauenfußball aus wie vor 20, 30 Jahren, als man - in Anführungszeichen - noch über den Ball gefallen ist.“
Beim Mainzer Bundesliga-Trainer Thomas Tuchel steht die WM „nicht auf meinem Terminplan. Aber ich werde sicher mal im Fernsehen reinzappen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die WM ein ähnliches Interesse weckt wie 2006 die Männer.“ FSV-Manager Christian Heidel räumt offen ein: „Ich bin nicht der ganz große Fan.“ Dennoch glaubt er: „Es wird richtig Trubel sein, vielleicht nicht ganz so wie bei der WM 2006.“
Hoffenheims Abwehrspieler Marvin Compper, der auch schon bei Zweitliga-Spielen der 1899-Frauenmannschaft war, wird in Sinsheim auf jeden Fall zum Match Nigeria - Frankreich gehen und hat bei den Begegnungen von Titelverteidiger Deutschland eine Spielerin ganz besonders im Auge: „Mit Kim Kulig war ich einst auf der gleichen Schule in Tübingen.“
Sehr interessiert ist auch der neue Bayern-Trainer Jupp Heynckes: „Selbstverständlich werde ich mir die Spiele anschauen. Der Frauen-Fußball ist ganz anders geworden, wenn man Brasilien, die USA und Deutschland sieht. Es ist teilweise sehr attraktiv.“ Sein Kollege Magath kündigte an, dass er und seine Mannschaft wahrscheinlich beim Viertelfinale in Wolfsburg live dabei sein werden. „Auch sonst schaue ich mir die Begegnungen gerne an, gerade die Spiele der deutschen Mannschaft“, sagt er. „Der Frauenfußball ist etwas weniger dynamisch als bei den Männern. Dadurch lassen sich allerdings wesentlich besser taktische Dinge erkennen. Man sieht gut, wie so ein Spiel läuft.“