Gastgeber Kanada freut sich auf WM-Auftakt gegen China
Ottawa (dpa) - Kanada fiebert dem Start der Frauenfußball-WM entgegen. „Ich wache jeden Morgen mit dem Gedanken auf: Das WM-Turnier! Unser ganzes Team ist geradezu besessen“, sagt Torhüterin Karina LeBlanc vor dem Eröffnungsspiel des Gastgebers gegen China.
Die kanadische Nationalmannschaft eröffnet die WM am kommenden Samstag in Edmonton. „Ich brenne darauf, dass es nun endlich losgeht.“
Die Vorbereitung absolvierte der Weltranglisten-Achte in Kalifornien und dann in Cancun auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan. Die 35 Jahre alte LeBlanc ist eine der Stützen ihres Teams und bringt die Erfahrung von 110 Länderspielen mit. Der größte internationale Erfolg der kanadischen Fußballerinnen war der Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2012 vor 80 000 Zuschauern im Wembley-Stadion. Nicht zuletzt deshalb geht Leblanc nun voller Zuversicht und Selbstbewusstsein in das Turnier, an dem erstmals 24 Teams teilnehmen: „Wir haben das Zeug zum Weltmeister.“
Superstar der Ahornblätter ist Spielführerin Christine Sinclair. „Interessanten Fußball“ versprach die Stürmerin in Edmonton bei der Vorstellung der WM-Briefmarken, die wie die eigens kreierten Dollar-Münzen das WM-Fieber im Land zusätzlich anheizen sollen. 24 TV-Kameras pro Spiel werden eingesetzt, genauso viele wie bei der Männer-WM. Selbst die Diskussionen um den ungeliebten und von den Spielerinnen lange bekämpften Kunstrasen sind nun verstummt.
Kanadas Fußball-Frauen spielen in der nationalen Profi-Liga der USA. Dabei verteilt der Verband seine Topspielerinnen auf die Mannschaften und zahlt auch deren Gehälter. LeBlanc steht bei den Chicago Red Stars im Tor. Die 31 Jahre alte Angreiferin Sinclair, die in 222 Länderspielen 153 Tore erzielte, ist Teamkollegin der deutschen Torhüterin Nadine Angerer bei den Portland Thorns.
Die Provinz British Columbia ist eine der Fußball-Hochburgen in Kanada. Nicht zuletzt deshalb findet das Finale am 5. Juli in Vancouver statt. Gleichwohl war es den Organisatoren wichtig, die WM-Partien über das riesige Land zu verteilen. Gespielt wird u.a. auch in Moncton ganz im Osten und Winnipeg im mittleren Westen.
Dort an der Uni lehrt eine Mexikanerin, die bis vor einigen Jahren an der Uni Leipzig als Doktorandin geforscht hat. Vanessa Martinez Lagunas war Nationalspielerin und sogar im Stab der U16-Juniorinnen des DFB tätig. Die 33-Jährige ist FIFA-Instruktorin und hält zahlreiche Nachwuchskurse. „Ich freue mich riesig, dass mein Campus WM-Gastgeber ist. Das Umfeld an den Unis ist top, die Qualität ist hoch. Wir stecken noch in der Entwicklung. Aber Soccer boomt und die WM kann einen weiteren riesigen Schub bringen.“
Kanada orientiert sich an der Weltelite, eine Initialzündung war der Gewinn der WM-Silbermedaille der U19-Juniorinnen 2002. Der jetzige Trainer der Norwegerinnen, Even Pellerud, hat als Kanada-Coach bis 2008 zahlreiche Entwicklungsprogramme initiiert. In Kanada sind 43 Prozent der registrierten Fußballer weiblich. Soccer ist die beliebteste Sportart bei den Mädchen mit rund 400 000 Spielerinnen.
Nationaltrainer John Herdman spürt bei der Heim-WM den großen Erwartungsdruck. „Dieses Mal haben wir als Gastgeber keine Wahl. Wir müssen das Finale erreichen“, schrieb der Engländer in seiner Kolumne in der kanadischen Tageszeitung „The Globe and Mail“. Olympia-Bronze in London sei ein „wahrer Wendepunkt“ gewesen, so Herdman. Man habe auch gelernt, „Strategien und Lösungen anzuwenden, wenn der Druck steigt“. Dem deutschen Team gelang das bei der Heim-WM 2011 nicht.