Ineffizient im Abschluss Jones räumt nach frühem EM-Aus erstmals Fehler ein
Dortmund (dpa) - Bundestrainerin Steffi Jones hat nach dem frühen Aus der Frauen-Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft erstmals Fehler eingeräumt.
„Wir haben viele Erkenntnisse gesammelt. Jetzt geht es darum, daraus zu lernen und es in Zukunft besser zu machen“, sagte Jones im Dortmunder Fußballmuseum bei der Saison-Eröffnungsveranstaltung der Frauen-Bundesliga, die am kommenden Wochenende startet.
Die noch nicht ganz abgeschlossene Analyse des Turniers in den Niederlanden habe laut Jones beispielsweise ergeben, dass ihre Mannschaft in allen vier EM-Spielen mehr Ballbesitz und mehr Schüsse auf das Tor hatte als die jeweiligen Gegner, aber zu ineffizient im Abschluss war. „Daran werden wir unter anderem arbeiten.“
Nicht wiederholen würde die 44-Jährige die häufige Personalrotation in der EM-Vorrunde, als 21 der 23 Spielerinnen zum Einsatz kamen. „Jeder Wechsel hatte seine Gründe. Es war vorher auch nicht mein Plan, alle Feldspielerinnen auflaufen zu lassen. Das würde ich nicht noch einmal so machen“, gestand Jones, die das Amt der Cheftrainerin nach dem Olympiasieg 2016 in Rio von Silvia Neid übernommen hatte.
Die DFB-Elf war bereits im EM-Viertelfinale gegen den späteren Finalisten Dänemark (1:2) ausgeschieden. Zuvor hatten die deutschen Frauen achtmal den EM-Titel gewonnen, zuletzt sechsmal in Serie.
„Wir haben Steffi unser Vertrauen ausgesprochen“, stellte DFB-Präsident Reinhard Grindel am Montag noch einmal klar. In einem Treffen mit dem Verbandschef sowie der für den Frauenfußball zuständigen DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg und Direktorin Heike Ullrich hatte Jones ihre Analyseergebnisse nach der EM vorgestellt. „Wichtig ist jetzt, die richtigen Lehren zu ziehen und die Erkenntnisse umzusetzen. Ich bin sicher, dass sie das schafft“, sagte der Manager des 1. FFC Frankfurt, Siegfried Dietrich.
Danach wurde der Vertrag der Bundestrainerin um ein weiteres Jahr bis zur Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich verlängert. Grindel machte in Dortmund deutlich, was er von Jones erwartet: „Sie muss die Leistungspotenziale der Spielerinnen offenlegen und dafür sorgen, dass sie zur Geltung kommen. Alles, was an Fehlern passiert ist, wird von Steffi sicherlich weiter ausgewertet und besser gemacht.“
Offen ist noch immer, wer die seit Monaten unbesetzte, zweite Co-Trainerstelle neben Markus Högner bekommt. Nach dem Willen der DFB-Spitze soll es jemand mit internationaler Erfahrung sein. „Wir sind dabei, ein Trainerprofil zu erstellen“, erklärte Jones, ohne einen zeitlichen Rahmen zu nennen.
Mitte September startet das DFB-Team in die WM-Qualifikation mit dem Heimspiel gegen Slowenien (16.) in Ingolstadt und der Partie in Tschechien (19.). Schon bei der Nominierung des Kaders am 5. September in Frankfurt dürfte es Veränderungen, vielleicht sogar Überraschungen geben. Die bei der EM leer ausgegangene Stürmerin Anja Mittag hat ihre Karriere schon beendet. Jones kündigte an, den Verjüngungsprozess mit Blick auf die WM weiter voranzutreiben.
Die Auswahlspielerinnen müssen sich in jedem Fall auf eine „straffere Mannschaftsführung“ einstellen. „Davon können sie ausgehen“, sagte Jones, die sich gern um alles und jeden kümmert, um ein gutes Arbeitsklima zu schaffen. Dass eine harmonische Team-Atmosphäre nicht unbedingt Erfolg garantiert, war bei der EM zu beobachten.