Laudehr: Mittelfeldmotor mit großem Kämpferherz

Montreal (dpa) - Könnte man sich als Trainer eine Fußballerin aus verschieden Bauteilen wunschgemäß zusammenbasteln - heraus käme Simone Laudehr. Die 28-Jährige vom 1. FFC Frankfurt vereint alle Attribute, die man im modernen Fußball auf Weltklasse-Niveau braucht:

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Sie ist antrittsschnell, dynamisch, ausdauernd, mit einer guten Technik und taktischem Verständnis ausgestattet, hat einen Blick für Situationen und Mitspielerinnen, ist kopfballstark, schlitzohrig und torgefährlich - mehr kann man kaum verlangen.

Laudehrs Stern in der Frauen-Nationalmannschaft ging bei der Weltmeisterschaft 2007 in China auf. Mit 20 Jahren hatte sie kurz zuvor gegen Dänemark ihr Debüt im DFB-Dress gefeiert und war noch in den WM-Kader gerückt. Zwei Monate später gingen die Bilder des Jubellaufs nach ihrem Kopfball-Treffer in der 86. Minute zum 2:0 im WM-Finale gegen Brasilien um die Welt. Mit aufgerissenem Mund, ausgebreiteten Armen und wild mit dem Trikot wedelnd ist Laudehr kaum einzufangen, ehe sie dann doch unter einer Traube von Mitspielerinnen begraben wird.

Acht Jahre später ist der unbekümmerte Youngster zur jungen Frau und absoluten Führungspersönlichkeit gereift. Wenn Laudehr abgekämpft und mit geschundenen Knochen, aber frisch geduscht, nach einem WM-Spiel aus der Kabine schlurft, kann man sich meist auf schöne Aussagen oder einen coolen Spruch freuen. „Alles ist gut“, sagte sie nach ihrem überragenden Auftritt beim 4:1 im Achtelfinale gegen Schweden, in dem sie mit dem Sprunggelenk übel umgeknickt war.

„Es tat weh. Aber nach 20 Jahren Dauerumknicken merke ich das gar nicht mehr“, meinte sie lapidar. Andere hätten sich auswechseln und tagelang behandeln lassen. Laudehr biss auf die Zähne, spielte zu Ende und war wenige Tage danach wieder bereit und motiviert für das nächste WM-Kapitel. Selbst ihre unfreiwillige Turneinlage an der Bande hinter dem Tor, als sie nach einem Flankenlauf nicht mehr abstoppen konnte, nahm sie mit Humor und fragte kess in die Runde: „Als Haltungsnote hätte ich doch zehn Punkte verdient, oder?“

Es existiert zwar keine Statistik darüber, aber die gebürtige Regensburgerin ist vermutlich die am meisten gefoulte Spielerin der Welt. Weil ihr Antritt und ihr Tempodribbling unwiderstehlich sind, wissen sich die Gegnerinnen oft nicht anders zu helfen als mit einem Foul.

In ihrem 91. Länderspiel (25 Tore), beim Viertelfinalsieg gegen Schweden beackerte und wirbelte Laudehr auf der rechten Seite, war an fast jeder Offensivaktion beteiligt. Wie immer gab sie 100 Prozent, schonte weder sich noch Gegner. „Ich bin immer motiviert. Ich will immer nach vorne spielen und meine Mitspieler mit einbeziehen. Aber auch eigene Aktionen haben. Es hat einfach Spaß gemacht“, sagte sie später, und kühlte die brennenden Füße in der Eistonne.

Als Sportsoldatin der Bundeswehr ist die 1,74 Meter große und 56 Kilogramm leichte Kämpferin seit Jahren Fußball-Profi. Ihr Terminkalender hält die Welt- und Europameisterin aber nicht davon ab, auch an die Zeit nach der aktiven Laufbahn zu denken. Nebenbei absolviert Laudehr an der IST-Hochschule für Management in Düsseldorf ein Fernstudium zur Sportfachwirtin. Nur für ihre Leidenschaft, das Motorradfahren, hat sie kaum noch Zeit. Vollgas gibt sie nur noch auf dem Fußballplatz.