Müller beschert Vfl-Frauen Pokal-Coup: „Grandios“

Köln (dpa) - Martina Müller lachte, gab locker und gelöst ein Interview nach dem anderen und hatte nach ihrer grandiosen Leistung und dem Pokal-Coup auch das Selbstbewusstsein für einen kleinen Scherz.

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„Ich war mir absolut sicher, dass ich den Elfer reinmache und nicht ausrutsche“, sagte die 35 Jahre alte Fußballerin des VfL Wolfsburg. Doch wer die ehemalige Nationalspielerin (101 Länderspiele) kennt, weiß: Sie meinte die Anspielung auf die Elfmeter-Ausrutscher der Bayern-Profis Philipp Lahm und Xabi Alonso wenige Tage zuvor im Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund nicht böse. „Das ist schon bitter, wenn das gleich zweimal passiert“, schob sie daher nach. Bayern-Coach Pep Guardiola muss nicht sauer werden.

Müller war schlicht überglücklich, dass sie neun Tage vor ihrem Karriere-Ende als Doppel-Torschützin (12./61./Foulelfmeter) und Vorbereiterin des dritten Tores von Alexandra Popp (70.) ihr Team zum 3:0 (1:0)-Triumph über Turbine Potsdam und zum zweiten Pokal-Coup nach 2013 führen konnte. „Das hat die Mannschaft grandios gemacht“, schwärmte Müller, und freute sich bereits auf die von Trainer Ralf Kellermann genehmigte Partynacht mit ihren Teamkolleginnen in Köln.

In der neuen Woche gilt die Konzentration dann dem anstehenden Bundesliga-Finale: Am 10. Mai reisen die Wolfsburginnen als Tabellenführer zum Verfolger 1. FFC Frankfurt. Zwei Punkte trennen den Titelverteidiger aus Niedersachsen und die Hessinnen. Exakt dazwischen liegen die Frauen von Bayern München, die ein Heimspiel gegen SGS Essen haben und im Herzschlagfinale den Rivalen die Meisterschaft noch vor der Nase wegschnappen könnten.

„In Frankfurt zu spielen, ist immer schwierig“, meinte Müller, die gleichwohl mit dem frisch gewonnenen Selbstbewusstsein an das Double glaubt. „Wir wollen deutscher Meister werden. Jeder Titel ist schön, aber zum Karriereende ist das natürlich noch einmal was Besonderes“, sagte die Stürmerin, die ein absolutes Vorbild in Sachen Einstellung und Leistungsbereitschaft ist, insbesondere für die jüngeren Spielerinnen. „Wir werden sie definitiv vermissen“, lobte Kellermann. „Heute haben wir sie so erlebt wie wir sie seit zehn Jahren kennen. Martina gibt immer alles. Und sie ist beim 1:0 und auch beim Elfmeter cool geblieben. Das zeigt ihre Klasse.“

Auch DFB-Torhüterin Almuth Schult verneigte sich vor ihrer nur 1,61 Meter kleinen Mitspielerin, die mit der Nationalmannschaft je zweimal Weltmeister und Europameister wurde. Auch mit den „Wölfinnen“ sammelte Müller zuletzt reichlich Titel: Champions-League-Siegerin (2013, 2014), deutsche Meisterin (2013, 2014), DFB-Pokalsiegerin (2013, 2015). „Ehre wem Ehre gebührt“, betonte Schult. „Martina ist eine super Stürmerin und ein großes Vorbild.“

Die Frauen haben vorgelegt, nun sind die Männer gegen Borussia Dortmund an der Reihe. Im Finale am 30. Mai in Berlin könnte der Club für ein Novum in der Historie sorgen, wenn die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking ebenfalls den Pott holt. Zwei Pokalsieger aus einem Verein im selben Jahr gab es noch nie. Am nächsten dran war Bayern München am 12. Mai 2012: Zunächst gewannen die Frauen den DFB-Pokal in Köln, abends aber gingen die Männer dann mit 2:5 gegen den BVB unter. Das soll dem VfL nach Kellermanns Vorstellung erspart bleiben: „Es wäre schön, wenn der Verein Geschichte schreiben würde und beide Pokale in die Vitrine stellen könnte.“