Neid erteilt Kerschowski und Längert eine EM-Absage

Düsseldorf (dpa) - Die deutschen Fußballerinnen gehen die Mission Titelverteidigung bei der EM in Schweden mit einem sehr jungen Kader an. Bundestrainerin Silvia Neid strich etwas überraschend nicht die 18 Jahre alte Freiburgerin Sara Däbritz, sondern Isabel Kerschowski von Bayer Leverkusen.

Bei der endgültigen Ticket-Vergabe für die Europameisterschaft in Schweden (10. bis 28. Juli) ging auch Ersatztorhüterin Kathrin Längert vom FC Bayern München leer aus.

„Wir haben uns im Trainerteam in den vergangenen Wochen intensiv ausgetauscht, analysiert und viele Eindrücke sammeln können. Am Ende war es bei beiden eine sehr knappe Entscheidung, Nuancen haben den Ausschlag gegeben“, erläuterte Neid den Entschluss einen Tag nach dem 1:0-Sieg im vorletzten EM-Test gegen den Olympia-Dritten Kanada in Paderborn. „Ich finde, wir haben eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielerinnen mit großem Potenzial“, sagte Annike Krahn.

Der 23-köpfige Kader des Titelverteidigers wird angeführt von der 34 Jahre alten Doppelweltmeisterin Nadine Angerer, die altersmäßig nach oben herausragt und mit 117 Länderspielen auch die Erfahrenste ist. Neben der „Mutter der Kompanie“ (Angerer über sich selbst) erreicht nur noch Innenverteidigerin Saskia Bartusiak die „30er-Grenze“. Mit einem Durchschnittsalter von nur 23,56 Jahren ist der DFB-Kader bei einem großen Turnier so jung wie noch nie.

Aufgrund von Verletzungen und Rücktritten sind nur noch zehn Akteurinnen übrig geblieben, die schon vor zwei Jahren bei der Heim-WM dabei waren. Das Aufgebot muss der DFB nun bis zum 1. Juli offiziell bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) melden.

Nach dem 1:0 gegen Kanada am Mittwoch musste Neid in Bad Lippspringe nur an zwei Hoteltüren klopfen, um enttäuschten Kickerinnen die Nicht-Berücksichtigung zu erläutern. Eine kleine Überraschung waren die Namen dann doch. Es schien logisch, dass Däbritz als Jüngste und einzige Feldspielerin ohne A-Länderspiel kein Ticket erhält. Offen war das Rennen bei den Torfrauen Längert (26) und Laura Benkarth (20). Auch hier fiel die Wahl auf die Jüngere, obwohl Freiburgs Keeperin auch noch kein A-Länderspiel bestritt.

„Sara hat sich in den Trainingseinheiten kontinuierlich gesteigert, einen sehr guten Eindruck hinterlassen und ist für uns auf jeden Fall eine Perspektivspielerin“, lobte Neid ihr Küken, das bisher 17 Länderspiele (12 Tore) für die U 17-Nationalelf bestritt. Auch für Benkarth geht der EM-Traum in Erfüllung. Sie habe laut Neid „durch gute Leistungen bei der U 20-WM“ überzeugt. „Da hat sie gezeigt, welches Potenzial sie besitzt“, so Neid. In den beiden EM-Lehrgängen habe Benkarth „diesen Eindruck bestätigt“.

Für das DFB-Team beginnt die letzte Stufe der EM-Vorbereitung mit dem Lehrgang in München am nächsten Montag. Die Generalprobe vor der Abreise nach Schweden (7. Juli) steigt am 29. Juni gegen Japan. Für den Härtetest des Europameisters gegen den Weltmeister in der Allianz Arena sind schon rund 40 000 Tickets abgesetzt.

Nach dem Aus von sechs Leistungsträgerinnen (Faißt, Odebrecht, Popp, Kulig, Bresonik, Peter) wird das deutsche EM-Gerüst gebildet von acht Spielerinnen des 1. FFC Frankfurt, vier kommen vom Triple-Gewinner VfL Wolfsburg. Vom deutschen Vizemeister und Champions-League-Teilnehmer Turbine Potsdam ist nur Linksverteidigerin Jennifer Cramer dabei. Sogar der FC Freiburg stellt in Benkarth, Däbritz und Melanie Leupolz mehr Kickerinnen.