Steffi Jones übt für den Bundestrainer-Job

Leipzig (dpa) - Ihren Platz auf dem Platz musste sich Steffi Jones noch suchen. Als sich die deutschen Fußballfrauen in Leipzig zum ersten Training vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Ungarn versammelten, stand die neue Assistenztrainerin erst einmal im Kreis der Spielerinnen.

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Doch als ihr dieser Lapsus bewusst wurde, schlich sie sich weg und stellte sich noch etwas unsicher neben Bundestrainerin Silvia Neid und ihre Kollegin Ulrike Ballweg. Später erledigte sie die Aufgaben, die eben für Assistenten da sind: Hütchen verteilen, Tore aufstellen, individuelle Übungen mit den Spielerinnen umsetzen.

Mit dem ersten Lehrgang der Nationalmannschaft nach dem unglücklichen vierten Platz bei der Weltmeisterschaft im Sommer in Kanada ist für Steffi Jones nichts mehr, wie es mal war. Aus der Chefin - immerhin war sie vier Jahre Direktorin für Frauen- und Mädchenfußball im Deutschen Fußball-Bund - ist ein Lehrling geworden. Nach den Olympischen Spielen 2016 übernimmt die 42-Jährige das Amt der Bundestrainerin.

Zwar ist die 111-malige Nationalspielerin seit dem Ende ihrer Laufbahn 2007 auch im Besitz der Trainer-Lizenz, mit einer Mannschaft hat sie aber noch nie gearbeitet. Das brachte ihr und dem DFB viel Kritik ein, doch das Multitalent Jones lässt sich davon nicht unterkriegen.

Im Gegenteil. Um sich auf das neue Amt vorzubereiten, ist sich die Frankfurterin nicht zu schade, ganz unten anzufangen. „Es ist ein sehr schönes Gefühl, wieder auf dem Platz zu stehen“, sagte sie in der Leipziger Sportschule „Egidius Braun“. Und plauderte dann einfach drauf los. „Natürlich muss man sich erstmal zurechtfinden. Bei dieser ersten Maßnahme geht es für mich in erster Linie noch darum, unter anderem die Spielerinnen besser kennenzulernen und viele Eindrücke zu gewinnen. Ich nehme ganz viel mit, bringe aber auch meinen Input ein“, berichtete die Organisations-Chefin der Frauen-WM 2011 in Deutschland.

Dass Steffi Jones bis zum olympischen Turnier als Assistentin dabei sein wird, kommt dem DFB sehr gelegen. „Die WM hat gezeigt, dass wir noch individueller mit den einzelnen Mannschaftsteilen arbeiten müssen. Da sind uns Top-Nationen wie die USA, Frankreich, England oder Japan um einiges voraus, vor allem personell“, sagte Auswahl-Managerin Doris Fitschen und berichtete über die Aktivitäten der künftigen Bundestrainerin: „Sie war bei den Analysen der WM dabei, bringt dabei ihre ganze internationale Erfahrung ein.“

Neuland betrat Jones in Leipzig aber nicht. Im Sommer hospitierte sie bereits bei der männlichen U19-Nationalmannschaft. „Die Abläufe bei der U19 sind im Grunde genommen ähnlich wie bei der Frauen- Nationalmannschaft. Jeder Trainer hat seine eigene Spielphilosophie, setzt andere Schwerpunkte und Akzente. Deshalb war es für mich auch interessant kennenzulernen, wie Markus Sorg arbeitet und welche Trainingsinhalte er festlegt, in Vorbereitung auf und während eines Turniers“, schilderte Jones ihre ersten Schritte als Trainerin.