Bundesliga Bei Masouras werden Erinnerungen wach
BOCHUM · Einst schoss Theofanis Gekas den VfL zum Klassenerhalt, nun soll es ein anderer Grieche richten. Sein Einstand hätte kaum besser sein können.
Seit fast 44 Jahren befindet sich 230 Meter vom Bochumer Ruhrstadion entfernt das griechische Restaurant „Sorbas“. Möglich also, dass dort einst schon Theofanis Gekas des Öfteren gespeist hat und in den nächsten Monaten auch Georgios Masouras die lediglich drei Fußminuten von seinem neuen Arbeitsplatz gelegentlich zur Einkehr bei Voula und Leo Sorbas zurücklegen wird. Masouras wurde vom VfL Bochum bis zum Ende der Saison von Olympiakos Piräus ausgeliehen, um im Kampf gegen den Abstieg entscheidende Treffer zu erzielen. Was der Grieche am vergangenen Samstag gleich in seinem zweiten Einsatz dann auch schon getan hat. Masouras erzielte beide Treffer zum gleichfalls wichtigen wie prestigeträchtigen 2:0 über den Revier-Nachbarn Borussia Dortmund.
Hatten die BVB-Fans vor dem Hintergrund ihrer traditionell gewachsenen Rivalität zum FC Schalke 04 zu Beginn des Spiels auf einem Banner noch gestichelt, dass Bochum kein Derby sei, so bekamen sie nach der Partie in den sozialen Netzwerken Häme ab. Dortmund sei ja auch kein Gegner, hieß es dort und unter Berücksichtigung der dem VfL Bochum am grünen Tisch erstinstanzlich zugesprochenen drei Punkte aus dem Skandal-Spiel bei Union Berlin, trennen beide Vereine in der Tabelle ja schließlich auch tatsächlich nur fünf Plätze. Dass es nicht mehr wurden, lag erneut an einem Griechen. Am 10. März 2007 hatte Gekas gleichfalls per Doppelpack auch für ein 2:0 gesorgt, nun machte es ihm Masouras nach und wie vor 18 Jahren spielte die Stadion-Regie natürlich den Sirtaki ein. „Daran könnte ich mich gewöhnen“, sagte Masouras lachend.
Masouras macht
es wie Walitza und Fischer
Der 31-Jährige spielte bisher ausschließlich in seiner Heimat Griechenland, stand an der Castroper Straße jedoch schon länger auf dem Zettel. Auf Grund von im Schnitt nur knapp 24 Einsatzminuten in zehn Liga-Partien entschied sich Masouras im Winter nun bei der dritten Anfrage für die erste Auslandsstation und verschaffte sich auf Anhieb viel Aufmerksamkeit. Er ist der erste Bundesliga-Winterzugang dieser Saison, dem ein Doppelpack gelang. Und dass beim VfL Bochum jemand in seinen ersten zwei Spielen zwei Treffer erzielte, schafften vor ihm auch lediglich Hans Walitza (1971/72), Klaus Fischer (1984/85) sowie Henryk Baluszynski (1994/95). Einziger kleiner Schönheitsfehler: Der Führungstreffer hätte eigentlich Philipp Hofmann gehört, dessen Schuss auch ohne die Fußspitze von Masouras ins lange Eck geflogen wäre.
„Ich habe mich bei Philipp entschuldigt, es war ein großartiger Schuss von ihm. Ich kam aber mit derart viel Tempo, dass ich nicht mehr stoppen konnte“, erklärte Masouras in der Mixed Zone des Ruhrstadions auf englisch und fuhr fort: „Überdies habe ich mich sehr auf dieses Spiel gefreut. Meine neuen Mannschaftskameraden hatten mir im Vorfeld von der Atmosphäre erzählt, die hier im Stadion gerade gegen Dortmund herrschen würde. Ich war tatsächlich beeindruckt, wie uns die Fans von der ersten bis zur letzten Minute unterstützt haben. Ich bin sehr glücklich hier zu sein sowie über diese drei wichtigen Punkte. Nun aber gilt es, weiter für unser großes Ziel zu arbeiten. Wenn wir nicht aufhören, so hart zu kämpfen, dann können wir es schaffen, in der Bundesliga zu bleiben.“
So wie es die Blau-Weißen in der Saison 2006/07 dank Gekas geschafft haben. Von Panathinaikos Athen war der heute 44-Jährige seinerzeit ebenfalls lediglich ausgeliehen, allerdings für eine komplette Saison. In 32 Spielen erzielte er 20 Treffer, Bochums damaliger Trainer Marcel Koller bezeichnete den Publikumsliebling mit der „Vokuhila“ als Lebensversicherung. Am Ende konnte Gekas nicht nur den Klassenerhalt bejubeln, sondern sich nach Stefan Kuntz 1986 (22 Treffer) sowie Thomas Christiansen 2003 (21) als dritter Spieler des VfL auch über den Gewinn der Torjägerkanone freuen.
Trotz der Vergleiche unterscheidet sich Masouras von Gekas
Die wird Masouras in dieser Saison nicht gewinnen. Doch selbst die Hälfte der 20 Treffer von Gekas würden für den VfL bereits eine große Hoffnung auf den Klassenerhalt bedeuten. Dass der Gewinner der Conference League 2024 deshalb statt der einst von Gekas getragenen und beim VfL aktuell wieder freien Rückennummer 22 die „11“ gewählt hat, dürfte allerdings Zufall sein. Zumal den aus Kechrinia am Ionischen Meer stammenden Angreifer trotz der jetzt natürlich gerne gezogenen Vergleich einiges von seinem im knapp 300 Kilometer entfernten Larisa an der Ägäis geborenen Landsmann unterscheidet.
Gekas war ein Stürmer mit eher wenigen Ballkontakten, der jedoch durch seinen Instinkt und sein geschicktes Warten auf Höhe der Abseitslinie sehr häufig zum Abschluss kam. Masouras hingegen ist ein dem heutigen Fußball entsprechend deutlich aktiverer Angreifer, wie auch Bochums Trainer Dieter Hecking erklärte: „Georgios ist äußerst spielintelligent. Er hält sich permanent zwischen den Linien auf, macht viele Meter und sichert Bälle. Er ist für die gegnerischen Spieler ein unbequemer Akteur, weil sie nie so genau wissen, wo er als nächstes auftaucht.“
„Ich genieße es, für Verein und Mitspieler alles zu geben. Ich werfe mein Bestes rein und hoffe, der Mannschaft damit helfen zu können“, meinte Masouras. Am Samstag geht es zum VfL Wolfsburg, da wird es deutlich weniger Stimmung auf den Rängen geben. Eine Woche später jedoch soll nach dem Spiel gegen die TSG Hoffenheim dann wieder der Sirtaki im Ruhrstadion erklingen. „Ich habe mich wirklich sehr über die Musik gefreut und wünsche mir, sie bald wieder hören zu können.“ Nach Toren von ihm wohlgemerkt - nicht nach einem gewonnen Zweikampf mit dem großen Bifteki bei „Sorbas“ nebenan.