Weltmeister Japan besiegt - Neid: „Respekt verschafft“
München (dpa) - Frisch, frech, famos - aber auch reif für den Titel? Mit dem 4:2 (1:1)-Sieg gegen Japan setzten die deutschen Fußballerinnen zwölf Tage vor dem Start der Europameisterschaft in Schweden zumindest ein dickes Ausrufezeichen.
„Es war immerhin der Weltmeister! Klasse, dass wir gewonnen haben“, frohlockte die 19-jährige Lena Lotzen vom FC Bayern nach der Fußball-Demonstration vor der europäischen Rekordkulisse für Test-Länderspiele in München.
Begleitet vom Applaus der 46 104 Zuschauer genoss die junge deutsche Mannschaft nach der gelungenen EM-Generalprobe auf ihrer Ehrenrunde in der Allianz Arena das Gefühl, am kommenden Sonntag gut vorbereitet die Chartermaschine Richtung Schweden zu besteigen. Selbst die sonst sehr kritische Bundestrainerin Silvia Neid fand (fast) nur lobende Worte für den beeindruckenden Auftritt in beflügelnder Atmosphäre. „Ein schöner Tag, insgesamt eine tolle Leistung. Wir haben mit großer Lust und Leidenschaft gespielt und uns vor der EM Respekt verschafft.“
Hochverdient war der Erfolg allemal, denn der siebenmalige Europameister setzte gegen den Olympia-Zweiten von London zahlreiche spielerische Akzente. Zwar konnten Shinobu Ohno (40.) und Potsdams Bundesliga-Torschützenkönigin Yuki Ogimi (60.) die zweimalige deutsche Führung durch Shootingstar Leonie Maier (18.) und Celia Okoyino da Mbabi (46./Foulelfmeter) ausgleichen. Doch das DFB-Team bewies Moral. Wiederum die Neu-Frankfurterin Okoyino da Mbabi (87.) mit ihrem 41. Länderspieltor im 79. Einsatz und Simone Laudehr (90.+1/Foulelfmeter) machten den 10. Erfolg im 12. Duell mit den Japanerinnen perfekt, gegen die die Deutschen nur im bitteren Viertelfinale bei der Heim-WM vor zwei Jahren verloren.
„Es ist schön, jetzt Klarheit zu haben“, sagte die Doppeltorschützin aus Bad Neuenahr, die erst tags zuvor einen Dreijahresvertrag beim 1. FFC Frankfurt unterzeichnet hatte. „Jetzt habe ich den Kopf frei, die EM kann kommen.“ Nicht nur Torjägerin Okoyino da Mbabi scheint für die Titelverteidigung gerüstet, auch die vielen Talente bewiesen bei der ultimativen Standortbestimmung, dass ihre Integration fast problemlos verlief, und sie sich an das hohe Niveau in der Nationalelf gewöhnt haben.
„Vom Tempo her ist das schon was ganz anderes“, gab die mit 18 Jahren Jüngste im Team, Sara Däbritz, zu. In der 78. Minute eingewechselt, schwärmte die Mittelfeldspielerin des SC Freiburg nach ihrem Länderspieldebüt: „Ich habe mich wahnsinnig gefreut, vor so einer tollen Kulisse zu spielen. Das war ein guter Anfang.“ Auch Melanie Leupolz (19), Jennifer Cramer (20), Krahn-Vertreterin Luisa Wensing (20) und - allen voran - Leonie Maier avancieren zu großen Hoffnungsträgerinnen nach dem Generationswechsel in der DFB-Auswahl.
Wenn Neid über die Rechtsverteidigerin spricht, die in der kommenden Saison für die Bayern spielt, leuchten ihre Augen. „Leonie ist echt der Wahnsinn! Wie gut es bei ihr seit dem Algarve-Cup läuft. Sie ist ruhig am Ball, technisch stark und beidfüßig, einfach klasse“, schwärmte die Bundestrainerin von Maier, die mit ihrem Traumtor in den Winkel zur Führung traf. Schon beim 1:0 gegen Kanada hatte die 20-Jährige das Siegtor erzielt. Das größte Lob für die „Jungen Wilden“ kam von Torhüterin Nadine Angerer, die mit 34 Jahren fast doppelt so alt ist wie die Jüngsten. „Ich bin total begeistert von dieser Mannschaft. Sie ist für jede Trainerin ein Geschenk.“
Bis Mittwoch bleiben die Spielerinnen noch in München, ehe sie daheim noch ein paar Tage durchschnaufen können. Am 7. Juli geht es nach Växjö, wo am 11. Juli der Auftakt gegen die Niederlande ansteht. „Dann“, so Neid, die ihre Elf schon bei 100 Prozent sieht, „dann haben wir von der Sorte sechs Spiele, wenn wir ins Finale kommen.“