Schlüsselerlebnis Olympia Generation Gnabry: „Fußball-Land kann profitieren“

Rom (dpa) - Die Geschwindigkeit seines Aufstiegs ist schwindelerregend, Serge Gnabry aber steht sogar für eine ganze Generation neuer deutscher Fußball-Talente.

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Mit drei Toren bei seinem Debüt in der Nationalmannschaft gegen San Marino katapultierte sich der 21 Jahre junge Schwabe in neue Sphären. „Ein klasse Debüt“, lobte der inzwischen 82-malige Nationalspieler Thomas Müller vom FC Bayern: „Wir haben viele Jungs dabei, bei denen man sieht, was sie für ein Potenzial haben. Dementsprechend froh sind wir im deutschen Fußball, was wir noch alles in der Hinterhand haben.“

Gleich acht der 20 Akteure, die nach dem 8:0 in der Mini-Republik nun den Klassiker gegen Italien angehen, sind 22 Jahre oder jünger. Namen wie Benjamin Henrichs, der mit 19 Jahren in Serravalle erstmals im Löw-Team auflief, oder Yannick Gerhardt kannten noch vor wenigen Monaten nur die Insider. Der 22-jährige Defensivmann vom VfL Wolfsburg darf sich schon darauf freuen, in Mailand als 86. Neuling der Ära Joachim Löw auflaufen zu können. „In aller erster Linie geht es mir darum, noch einmal den einen oder anderen Spieler zu sehen, in einem Spiel, in dem man richtig gefordert wird“, verriet der Coach.

Die Schalker Leon Goretzka (21) und Max Meyer (21) haben sich wie Torschützenkönig Gnabry mit ihren guten Auftritten und der Silbermedaille beim olympischen Turnier in Brasilien in den Vordergrund geschoben. Auch der Leverkusener Julian Brandt (20) und der Hoffenheimer Niklas Süle (21), die dieses Mal im A-Team fehlen, haben schon bei Löw vorgespielt. Der Dortmunder Julian Weigl (21) und Bayer-Verteidiger Jonathan Tah (20) waren bereits bei der EM im Sommer in Frankreich dabei. „Jetzt gilt es, diese Spieler auch zu integrieren. Damit du als Fußball-Land davon profitieren kannst“, bemerkte Müller, mit 27 Jahren schon fast ein Oldie im Nationalteam.

Wie schnell es gehen kann, zeigt das Beispiel Joshua Kimmich (21). Der Bayern-Jungstar war ebenfalls als „Frischling“ mit zur EM gefahren, erkämpfte sich dort einen Platz im Team und ist jetzt schon Stammkraft. Ob Gnabry sein ähnlich rasantes Entwicklungstempo aus den vergangenen Monaten halten kann, muss sich zeigen. Der Einstand für den Sohn eines Ivorers und einer Schwäbin beim 8:0-Sieg im verregneten und kalten San Marino war jedenfalls verheißungsvoll. „Drei Tore - hätte schlechter laufen können“, meinte Mario Götze.

„Wir freuen uns, dass so viele gute junge Spieler da sind. Neue Gesichter, der Fußball entwickelt sich. Wenn man so viele junge Spieler sieht mit Qualität - das ist gut für Deutschland“, ergänzte der WM-Finaltorschütze aus Dortmund. Löw will diesen Effekt nutzen, um im Sommer 2018 in Russland den WM-Triumph zu wiederholen.

Drei Tore bei der Premiere waren vor Gnabry nur fünf Nationalspielern gelungen, auch dem späteren Weltmeister und Ehrenspielführer Fritz Walter. „Das ist klasse für ihn, für seine Entwicklung und für sein Selbstbewusstsein“, lobte Löw den Debütanten. Vom Abstellgleis beim FC Arsenal in knapp vier Monaten zu einer Alternative für die nächste Weltmeisterschaft - das klingt nach Fußball-Märchen, ist aber real.

Der gebürtige Stuttgarter war schon als 16-Jähriger mit großen Ambitionen zum FC Arsenal nach London gewechselt, gab dort bereits 2012 sein Profi- und Champions-League-Debüt. Dann aber kam Gnabry über die Trainingsrolle kaum hinaus, daran änderte auch die Ausleihe zu West Bromwich Albion nichts. Nur 34 Profi-Spiele hat er bisher bestritten, die Hälfte davon für das U21-Team des DFB. Coach Horst Hrubesch holte ihn schließlich für Olympia aus der Versenkung.

„Erst einmal kann ich zufrieden sein, beim Debüt drei Tore zu schießen“, kommentierte Gnabry den nächsten Sprung. Eine Hochstimmung war daraus nicht abzuleiten: „Es war jetzt mein erstes Spiel. Natürlich gegen einen Gegner, der nicht Italien war. Da wird es schwerer. Daher sollte man nicht so viel draus machen.“ Noch nicht.