Wiedersehen nach der Schmach Italien ohne Vorfreude auf Deutschland

Mailand (dpa) - Italiens Nationaltrainer Giampiero Ventura wäre der aktuellen Auflage des Klassikers am liebsten aus dem Weg gegangen.

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„Italien gegen Deutschland ist immer eine schöne Visitenkarte für den Fußball. Und am Dienstag wird es eine Party geben. Aber angesichts des Wachstums, den wir noch vor uns haben, wäre es vielleicht besser gewesen, das zu vermeiden“, sagte der 68 Jahre alte Ventura. Gegen den Fußballzwerg Liechtenstein gelang in Vaduz zwar ein standesgemäßes 4:0. Doch vor dem Freundschaftsspiel gegen Deutschland am Dienstag in Mailand kommt keine richtige Vorfreude auf.

Es ist nicht so, als hätte Deutschland sie nicht selbst schon erlebt, die schmerzhaften Niederlagen gegen die Italiener. Ganz im Gegenteil. Doch der letzte Schock traf die Azzurri besonders tief - damals saß noch Antonio Conte auf der Trainerbank. Vier Monate hatten die Italiener nun Zeit, sich von dem bitteren 5:6 im Elfmeterschießen bei der EM in Frankreich zu erholen. Das Match am Dienstag heißt zum Glück nur Freundschaftsspiel, nicht Viertelfinale. Und die Blauen können zeigen, ob sie seit Bordeaux Schritte nach vorn gemacht haben.

Beim WM-Qualifikationsspiel in Liechtenstein liefen sich die Italiener schon mal warm. Trotz der vier Tore liegen sie in der Gruppe G immer noch hinter Tabellenführer Spanien. „Wir haben eine gute Partie gezeigt, wir wussten, dass wir viele Tore schießen müssen. Wir haben vier geschafft, aber wir hätten in der zweiten Halbzeit ebensoviele machen können“, sagte der Ex-Dortmunder Ciro Immobile. Andrea Belotti traf gleich zwei Mal. Zusammen mit Antonio Candrevas Treffer war schon vor der Pause alles klar. Aber ein 8:0 wie bei Deutschland gegen San Marino wurde es nicht. „Es war wichtig zu gewinnen“, resümierte Ventura trocken.

Die Konstellation Deutschland-Italien ist an Emotionalität kaum zu überbieten. Die Begegnung im Giuseppe-Meazza-Stadion (20.45 Uhr) ist die dritte in diesem Jahr. Die jüngste Bilanz spricht gegen die Italiener: Im März in München setzte es eine 1:4-Niederlage. Am Ende des EM-Viertelfinales in Bordeaux kniete Kapitän Gianluigi Buffon auf dem Rasen und kämpfte mit den Tränen. Schon zuvor hatte der Routinier gesagt: „Deutschland macht sehr viel Angst.“

Auch wenn Nationalcoach Ventura dieses Mal neben dem Mittelfeldstar Claudio Marchisio auch auf den ehemaligen Wolfsburger Verteidiger Andrea Barzagli verzichten muss: Vier Monate nach dem Schock geben sich die Gastgeber optimistisch. Das Nationalteam beschreite seinen Weg Richtung WM 2018, heißt es emotionslos in einer Mitteilung des Fußball-Verbands - und das immerhin schon mit drei Siegen. Mut machen könnte dem viermaligen Weltmeister auch der Blick in die fernere Vergangenheit, in der die Azzurri in 34 Partien mit 15 Siegen und nur acht Niederlagen eher der Alptraum der Deutschen waren.