Glasgow Rangers in der 4. Liga: Provinz statt großer Bühne
Die Glasgow Rangers müssen nach dem Zwangsabstieg in Liga vier aufs Dorf. Gewonnen haben sie dort nach sieben Spieltagen aber immer noch nicht.
Düsseldorf. Schlusspfiff. 0:1 beim Tabellenletzten vor 3700 Zuschauern. Und der Trainer von Stirling Albion stand nicht mal an der Seitenlinie: Greig McDonald zog es vor, zu heiraten. Die vierte schottische Liga ist für die Glasgow Rangers kein unterhaltsames Abenteuer, sondern nach sieben Spieltagen bittere Realität: noch kein Auswärtssieg, nur Platz drei.
„Alles ist bereit, dass wir wieder einer der besten Klubs auf der Welt werden“, hatte Charles Green nach dem Zwangsabstieg gesagt. Der Brite hatte den schottischen Rekordmeister, der Anfang Februar wegen 170 Millionen Euro Schulden in die Insolvenz ging, im Juni mit der Investorengruppe Sevco aufgekauft. Seitdem wird die national erfolgreichste Vereinsmannschaft des Planeten spöttisch „Newco Rangers“ genannt.
Das internationale Parkett musste dem Dorf weichen. Der große Rivale Celtic trifft in der Champions League auf Messi, Iniesta und Co. Die Rangers mühen sich trotz fünf Nationalspielern auf Sportplätzen gegen Briefträger und Bäcker. „Da musst du als Spieler plötzlich den Ball aus der Hecke holen. Das ist nicht einfach“, sagt Ex-Profi Jörg Albertz, der mit den Rangers von 1996 bis 2001 Titel nach Titel feierte.
Mit Paul Gascoigne und Brian Laudrup holte „The Hammer“ 1997 für den Club sogar die neunte Meisterschaft in Folge. Celtics Rekord war eingestellt, Rangers-Legende Ally McCoist, der heutige Trainer, an allen Titeln beteiligt. Nach der Niederlage gegen Stirling Albion forderten hunderte Fans erstmals seinen Rauswurf. Es ist das Ergebnis jahrelang überzogener Ansprüche.
Dem Titelmarathon in den 90er-Jahren folgte Maßlosigkeit auf dem Transfermarkt.
Unter Trainer Dick Advocaat gab der Verein 1998 mehr als 44 Millionen Euro für frische Beine aus. Mit Stars wie Stefan Klos, Gennaro Gattuso und Giovanni van Bronckhorst gewannen die Rangers zwar nationale Trophäen, doch international blieb der große Wurf aus. „Man wollte ein Zeichen setzen, konnte die Ausgaben aber nicht einspielen“, erklärt Albertz.
16 Meistertitel, packende Champions-League-Spiele und ein verlorenes Europapokalfinale stehen für seine Amtszeit, die unrühmlich endete. Der Druck der Medien und organisierter Fans stieg. Murray verkaufte den Klub im Mai 2011.
Der Schotte Craig Whyte übernahm, schlachtete die Rangers aus und zahlte keine Steuern auf Spielergehälter. Der schottische Verband sperrte ihn auf Lebenszeit. Am Freitag, den 13. Juli dieses Jahres, war der Absturz in die vierte Liga besiegelt. Die Vereinigung der schottischen Klubs hatte ihr Urteil gefällt — und geht damit ein hohes finanzielles Risiko ein.
Sponsoren und Fernsehsender zahlen der Premier League seitdem 100 Millionen Euro weniger. Die erste Liga hat an Glanz verloren: kein Old Firm, kein Duell Celtic gegen Rangers. Letztere laufen stattdessen in der vierten Liga wieder mit Rückennummern von eins bis elf auf — Mitte August im heimischen Ibrox Stadium sogar vor 49118 Zuschauern. Weltrekord.
„Die Third Division hat überhaupt nichts mit Fußball zu tun. Zumindest die Auswärtsspiele“, sagt Stürmer Fran Sandaza. „Die fühlen sich an wie Krieg.“
Die Fans der Rangers wollten das. Einen Antrag auf Start in der zweiten Liga lehnten sie von vornherein ab. Es solle ihnen schließlich niemand nachsagen, vor allem nicht die Celtic-Anhänger, sie machten es sich leicht. Mit der Kehrseite müssen sie sich aber erst noch anfreunden.