DFB Grindel soll der neue DFB-Chef werden

Die Landesverbände nominieren den DFB-Schatzmeister zielstrebig und früh, weil sie ihre Macht über das Profilager demonstrieren wollen.

Der stellvertretende Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestags und Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Reinhard Grindel (CDU).

Foto: Gregor Fischer

Hannover. Das mächtige Amateurlager im Deutschen Fußball-Bund hat gesprochen und am Dienstag den Quereinsteiger und ehemaligen Journalisten Reinhard Grindel zum Präsidentschaftskandidaten gekürt — und damit die Liga-Vertreter um Reinhard Rauball brüskiert. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und bisherige DFB-Schatzmeister Grindel soll die Nachfolge des zurückgetretenen Wolfgang Niersbach antreten.

Dies gab Interims-Verbandschef Rainer Koch nach dem Treffen der 21 Landesverbands- und fünf Regionalpräsidenten in Hannover bekannt. Mit ihrem Vorpreschen in der Personalfrage widersetzten sich die Landeschefs der Wunsch-Taktik des Profifußballs. Die nämlich skizzierte Ligapräsident Reinhard Rauball so: „Es ist das Recht der Landes- und Regionalverbände, Vorschläge zu machen. Die weitere Marschroute, was die Strategie, die Inhalte, die Termine und auch die Personen betrifft, sollte aber erst in der Präsidiumssitzung des DFB am Freitag beschlossen und dann veröffentlicht werden.“ Das ist nun obsolet, Grindel wird dem Profilager für einen außerordentlichen DFB-Bundestag empfohlen, der laut Koch „baldmöglichst“ stattfinden soll. Der Plan wird aufgehen: Die Landesverbände verfügen im DFB über eine Stimmenmehrheit.

Grindel, 1961 in Hamburg geboren, will, „dass Amateure und Profis unter dem Dach des DFB gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten“. Was man eben so sagt, wenn man Einigkeit herstellen will. Bei einer Wahl zum DFB-Präsidenten will er seinen Sitz im Sportausschuss des Deutschen Bundestages niederlegen. Das Sportfachmagazin „Kicker“ hatte eine mögliche Wahl Grindels unlängst als „Skandal im Skandal“ bezeichnet und als wesentlichen Grund angeführt, Grindel habe sich bei einer Abstimmung im Bundestag 2014 enthalten, als es um die Verabschiedung eines Gesetzes zur Strafbarkeit von Abgeordnetenbestechung ging. Tenor: Ist das eine Eignung, den DFB durch die WM-Affäre zu führen?

In Frankfurt müssen sich nun beide Lager zusammenraufen. Der nächste ordentliche Bundestag steht erst im November 2016 in Erfurt an — viel zu spät, um die Führungsfrage wie von Grindel und Koch gewünscht noch vor der Fußball-EM im Sommer in Frankreich zu klären. Koch macht Druck. Der DFB müsse „so schnell wie möglich wieder vollständig handlungsfähig gemacht werden“, sagte Koch, der Grindels Kandidatur „persönlich unterstützt“ und sich als Vizepräsident für die Amateure einsetzen will. „Wir machen keinen Alleingang. Wichtig ist, dass wir in dieser Minute nur einen Vorschlag machen.“

Grindel sei „den Vertretern von Profis und Amateuren gleichermaßen gut vermittelbar“. sagte Koch, der sich der Kritik wird stellen müssen, warum er an der Seite von Rauball in einer gut arbeitenden Interimskonstellation nicht weiter an der Aufklärung einer Affäre arbeitet und stattdessen die Machtdemonstration der Landesfürsten befördert.