Hitzlsperger: „Akzeptanz im Profisport erhöht“

Berlin (dpa) - Für sein Coming-Out hat Thomas Hitzlsperger auch weit über die Fußball-Welt hinaus viel Lob erhalten. Die positiven Reaktionen hätten ihn „sehr gefreut“, sagt der frühere Nationalspieler im Interview der Nachrichtenagentur dpa.

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Wie bewerten Sie die Reaktionen und die gesellschaftliche Debatte nach Ihrem Coming-Out?

Thomas Hitzlsperger: Die Reaktionen, die ich bekommen habe, waren ausgesprochen positiv, und darüber habe ich mich sehr gefreut. Der Tenor war ganz klar: Es ist ein mutiger Schritt, der auch anderen Menschen Mut macht. Und er hat eine Diskussion in der Öffentlichkeit entfacht. Ich denke, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, offen über Homosexualität im Profisport zu sprechen. Das gilt insbesondere für den Fußball, der leider bis heute zum großen Teil von Vorurteilen und Klischees bestimmt wird. Ich hoffe, dass es in einigen Jahren selbstverständlich sein wird, dass Homosexualität und Profisport kein Widerspruch mehr sind.

Der DFB sieht derzeit keine Notwendigkeit, neue Strukturen zur Unterstützung homosexueller Profis zu schaffen. Sind die Angebote aus Ihrer Sicht derzeit ausreichend?

Hitzlsperger: Der DFB hat mit seiner Broschüre „Fußball und Homosexualität“ im vergangenen Jahr schon ein starkes Signal gegeben. Das finde ich sehr gut.

Braucht es zur Unterstützung homosexueller Profis, die möglicherweise an die Öffentlichkeit gehen wollen, weitere Hilfe von institutioneller Seite, wie zum Beispiel von der Vereinigung der Vertragsfußballspieler?

Hitzlsperger: Ein Hilfsangebot anzunehmen, kann dienlich sein. Es gibt Menschen, die eine solche Hilfestellung annehmen. Ich bin einen anderen Weg gegangen. Die Entscheidung, sich öffentlich zu äußern oder auch nicht, die muss letztlich jeder für sich allein treffen. Entscheidend aber ist die Unterstützung im Familien- und Freundeskreis.

Wären Sie bereit, als möglicher Ansprechpartner für homosexuelle Profis in öffentlicher Funktion zu agieren?

Hitzlsperger: Ich denke, dass ich mit meinem Bekenntnis zu meiner Sexualität einen wichtigen Beitrag geleistet habe. Ich wollte Mut machen und eine Diskussion anstoßen, und das ist mir gelungen. Was darüber hinaus geschieht, wird die Zeit zeigen.

Inwiefern ist das gesellschaftliche Klima für ein Coming-Out eines aktiven Fußballprofis in Deutschland nach der aktuellen Diskussion nun bereits vorhanden?

Hitzlsperger: In weiten Teilen der Gesellschaft wird ja schon recht offen mit dem Thema Homosexualität umgegangen. Der Profisport hat da eindeutig Nachholbedarf. Und er hat auch Vorbildfunktion. Es war wichtig, einen Akzent zu setzen und eine Diskussion anzuregen. Ich hoffe, dass die Diskussion die Akzeptanz für Homosexualität im Profisport erhöht.