DFB-Sportdirektor im Interview Hrubesch vor U21-Finale: „Irgendwann wirst du belohnt“
Krakau (dpa) - Im Jahr 2009 holte Horst Hrubesch mit der U21-Nationalelf den bislang einzigen deutschen Titel, inzwischen ist er als Sportdirektor ein enger Vertrauter. Kaum jemand kennt die deutsche U21 so gut wie der frühere Bundesliga-Profi.
Im EM-Finale gegen Spanien am Freitag (20.45 Uhr) traut der 66-Jährige der DFB-Auswahl einen Sieg zu. Er ist überzeugt von der Bedeutung einer solchen Erfahrung für die jungen Profis. „Das Finale wird ein Erlebnis, das sie nicht vergessen werden“, sagte er in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Frage: Wie zufrieden sind Sie bislang mit dem Auftritt der U21 hier bei der EM in Polen?
Horst Hrubesch: Obwohl sieben, acht Spieler mit der A-Nationalmannschaft beim Confed Cup sind, stehen wir hier im Finale. Das spricht für uns und das spricht auch für unsere Ausbildung. Die Jungs, die hier sind, machen einen Riesen-Job. Dazu gehört natürlich auch das Trainerteam. Stefan ist der Kopf und macht einen Super-Job. Auch dem Staff drumherum und dem ganzen Team muss man ein Riesen-Kompliment machen. Sie haben die Mannschaft erst letztes Jahr übernommen und hatten nicht viel Vorbereitungszeit. Aber man sieht, die Mannschaft ist topfit. Sie hat sich dieses Endspiel wirklich redlich verdient. Die Mannschaft spielt mit einer Art und Weise, von der ich im Moment wirklich begeistert bin. Und das passiert nicht so oft.
Wie beurteilen Sie die Chancen im Finale gegen Spanien?
Hrubesch: Wie die Mannschaft in das Turnier reingekommen ist, wie sie nach dem 0:1 gegen Italien reagiert hat, wie sie zurückgekommen ist gegen England, das war schon imponierend. Mich hat diese Mentalität, diese Leidenschaft gefreut. Wenn man diese Einstellung gegen Spanien an den Tag legt, wird man sehen, wer am Ende die bessere Mannschaft ist. Der Wille ist in dieser Mannschaft drin. Jetzt wird es darum gehen, Luft für Erholung zu lassen und dann mit allem in dieses letzte Spiel reinzugehen. Du musst die Spanier beschäftigen, du musst sehen, dass du dein Spiel durchdrückst. Das wird schwer genug.
Letztes Jahr haben Sie bei den Olympischen Spielen in Rio das Finale knapp verloren. Welche Lehren kann man daraus ziehen?
Hrubesch: Es sind ein, zwei Spieler dabei, die schon ein oder zwei Finals verloren haben. Das zeigt eigentlich die Qualität. Aber jetzt sollten sie sich irgendwann die Krone selber aufsetzen. Die Kunst ist es, die Leistungen zu bestätigen. Das haben sie bis jetzt getan. Sie stehen wieder im Finale. Und irgendwann wirst du dann auch belohnt. Aber das Schöne am Fußball ist, die Belohnung müssen sie sich selber holen, und zwar als Mannschaft, indem sie den Weg zu Ende gehen.
Was könnte ein Titelgewinn bei der U21-EM für die Zukunft der Spieler bedeuten?
Hrubesch: Wir brauchen eigentlich nur zurückschauen auf 2009, was der Titelgewinn damals ausgemacht hat für diese Spieler. Eins ist doch auch klar: Wenn du in deinem Jahrgang Europameister wirst, dann hast du etwas geleistet, was wenige in ihrer Karriere schaffen. Das nächste Ziel dieser jungen Spieler wird sein, den Druck auf die A-Mannschaft zu erhöhen. Sie haben sich alle vorgenommen, diesen Weg zu gehen. Und als U21-Europameister hat man dann etwas vorzuweisen. Aber viel wichtiger als der Titel ist: Das Finale wird ein Erlebnis, das sie nicht vergessen werden. Wenn die Jungs mal Enkelkinder haben und die fragen: „Opa, wie war das eigentlich?“. Dann wird der Opa glänzende Augen bekommen und noch mal erzählen. Das sind Dinge, die dich zufriedenstellen, die für den Menschen wichtig sind. Das ist einer der entscheidenden Momente, um im Leben weiter voranzugehen.
ZUR PERSON: Horst Hrubesch (66) ist seit Januar 2017 kommissarischer DFB-Sportdirektor. Zuvor war der gebürtige Westfale lange U21-Coach und DFB-Trainer im Jugendbereich. 2009 holte er mit der U21 den bislang einzigen Titel. Als Spieler bestritt er 224 Bundesliga-Spiele und erzielte 136 Tore, die meisten davon für den Hamburger SV.