2:1 - USA nach Copa-Halbfinaleinzug „noch hungriger“
Seattle (dpa) — Jürgen Klinsmann hat es allen Kritikern gezeigt. Mit Schlusspfiff des Spiels seiner US-Elf riss er die Arme hoch, herzte Assistent Andreas Herzog und ging mit einem ebenso lauten wie erleichterten „Woohoo“ über den Rasen des Stadions in Seattle.
Vor Beginn des Fußballturniers um die Copa America Centenario wurde der Schwabe belächelt, als er das Ziel Halbfinale ausgegeben hatte. Doch nun hat steht Klinsmann nach dem 2:1-Viertelfinalerfolg gegen Ecuador mit seinem Team tatsächlich in der Vorschlussrunde. Sollte Argentinien erwartungsgemäß Venezuela besiegen, käme es zum Duell der USA mit dem von Lionel Messi angeführten Vizeweltmeister.
„Wir sind so weit gekommen und jetzt noch hungriger auf den nächsten Schritt“, sagte Klinsmann. Ähnlich euphorisch gab sich auch Clint Dempsey. „Wir werden weiterhin Gas geben, versuchen, das Finale zu erreichen. Du bekommst nicht viele Gelegenheiten in großen Turnieren, so weit zu gehen“, betonte der 33-Jährige.
Auf Dempsey war mal wieder Verlass. Wie schon bei den Siegen zuvor gegen Costa Rica (4:0) und Paraguay (1:0) erzielte der Stürmer des Seattle Sounders FC den ersten Treffer. In der 22. Minute nickte er eine gefühlvolle Flanke von Jermaine Jones unhaltbar ein. Der Treffer war die Belohnung für die beste Turnierleistung der Amerikaner in den ersten 45 Minuten.
„Wir waren fantastisch, haben Ecuador nichts gestattet. Die nächsten 20 Minuten werden wichtig“, sagte Klinsmann in der Pause. Als er auf dem Weg zu seiner Bank war, wedelte der 51-Jährige kräftig mit den Armen, um die Zuschauer zu animieren. Sein Team konnte die Unterstützung der 47 322 Fans gebrauchen. Denn der zweite Durchgang wurde hektisch.
In der 51. Minute trat der Ecuadorianer Antonio Valencia gegen Alejandro Bedoya nach und sah Gelb-Rot. In der folgenden Rangelei ließ sich Jermaine Jones, einer der wichtigsten und auch erfahrensten US-Akteure, provozieren. Der ehemalige Bundesliga-Profi berührte Michael Arroyo mit der Hand nur leicht im Gesicht. Das genügte Schiedsrichter Wilmar Roldan, um Jones Rot zu zeigen.
Klinsmann kommentierte den Platzverweis als „absoluten Witz.“ Er wird im Halbfinale nicht nur auf Jones verzichten müssen, sondern auch auf den künftigen HSV-Profi Bobby Wood und Bedoya, die jeweils ihre zweite Gelbe Karte des Turniers sahen.
Als Ecuador nach einer Stunde stärker wurde, war erneut Dempsey zur Stelle. Er legte den Ball vor die Füße von Gyasi Zardes, der zum 2:0 einschob (65.). „Wir haben viel Herz gezeigt, standen kompakt, es war schwer, gegen uns durchzukommen“, meinte Dempsey. Einmal fanden die Gäste jedoch die Lücke, Arroyo traf in der 74. Minute mit einem Flachschuss von der Strafraumgrenze.
Während Copa-Rekordgewinner Uruguay und Rekordweltmeister Brasilien bereits daheim sind, stehen die USA zum zweiten Mal im Halbfinale. Der Erfolg ließ sogar Klinsmann-Kritiker Alexi Lalas kleinlaut werden. „Das war wundervoll. Eine Leistung, auf die Spieler und jeder stolz sein sollte“, lobte Lalas. Der Ex-Nationalspieler, der Klinsmann vorwirft, den US-Fußball in seinen fünf Jahren Amtszeit nicht vorangebracht zu haben, erwähnte den deutschen Coach zwar mit keiner Silbe. „Mir ist es egal, ob sie Fortschritte machen. Mir ist nur eins wichtig: dass die USA gewinnen.“