Abenteurer Frings: Kanada statt USA

Toronto (dpa) - Er sehnte sich nach den USA und landete in Kanada - mit 34 Jahren sucht Ex-Nationalspieler Torsten Frings beim Klinsmann-Club FC Toronto noch einmal das Abenteuer. Statt der großen Bühne oder viel Geld entschied sich der Routinier zum Ende seiner Karriere für die Fußball-Provinz.

„Ich hatte mehrere Anfragen aus Europa, Amerika und den Emiraten; auch aus der Bundesliga. Obwohl einige zwar interessant und auch lukrativer gewesen wären, hat mich die Herausforderung Amerika mit Abstand am meisten gereizt“, kommentierte der bisherige Kapitän von Werder Bremen seine Wahl, die am späten Mittwochabend deutscher Zeit bekanntgegeben worden war.

Frings, der stets von seiner „Traumstadt New York“ geschwärmt hatte, dürfte von Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann von der Alternative Toronto überzeugt worden sein. Klinsmann berät den kanadischen Club. Nach Angaben von Frings habe er mit dem Vater des deutschen Sommermärchens bei der WM 2006 in den vergangenen Jahren ständig Kontakt gehabt. „Und er hat nur Gutes erzählt“, berichtete Frings, dessen Bundesliga-Karriere nach 402 Spielen für Werder, Borussia Dortmund und Bayern München damit beendet sein dürfte. Frings unterschrieb bei den Kanadiern gleich für zweieinhalb Jahre.

Unter Klinsmann spielte Frings in der Nationalmannschaft noch eine gewichtige Rolle und eine überragende WM vor fünf Jahren im eigenen Land. Danach begann sein Stern vor allem unter Klinsmann-Nachfolger Joachim Löw zu sinken. Das letzte seiner 79 Länderspiele absolvierte er im Februar 2009, vor gut einem Jahr folgte die endgültige Ausbootung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). In diesem Jahr wurde sein auslaufender Vertrag bei Werder nicht mehr verlängert.

In Toronto bekommt der Routinier die Wertschätzung, die er zuletzt so vermisste. „Heute ist ein sehr großer Tag für uns“, kommentierte Torontos Trainer, der ehemalige niederländische Nationalspieler Aron Winter, die Verpflichtung von Frings und Danny Koevermans.

Frings will es noch einmal wissen, hat sich aber offenbar auf einen trostlosen Fall eingelassen. „Eine Stadt mit hoher Lebensqualität in einem tollen Land, volle Stadien, ein professionelles Umfeld und die Vision des Vereins, die ich in zentraler Rolle mitgestalten kann“ - diese Einschätzung von Frings scheint eine Illusion zu sein.

Toronto legte mit gerade einmal drei Siegen aus 19 Spielen den schlechtesten Start der Club-Historie hin und ist Kellerkind in der Eastern Conference. Die Spiele finden vor nur knapp 20 000 Fans im Schnitt statt. Aus der Bundesliga ist Frings mehr gewohnt.

Ebenso ein anderes Interesse an seiner Person. Seine Vorstellung wurde zwar per Live-Stream direkt ins Internet gesendet, aber von lediglich einer Handvoll Journalisten verfolgt. Frings wird sich erstmal an das eher mäßige Fußball-Interesse im Eishockey-verrückten Kanada gewöhnen müssen. Und an die Sprache. Trotz seiner großen Amerika-Affinität spricht Frings kaum Englisch. Am 20. Juli soll Frings erstmals für Toronto gegen den FC Dallas auflaufen.