Frühe Saisonkrise AC Mailand vor dem „Derby der Angst“

Mailand (dpa) - Auf einmal war er wieder da: Silvio Berlusconi, mehr als 30 Jahre Präsident vom AC Mailand, bevor er im Frühjahr den italienischen Traditionsclub endgültig an chinesische Investoren verkaufte.

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Und es war nicht freundlich, was Silvio da der Presse zukommen ließ.

„Die Transferpolitik habe ich nicht verstanden“, zitierte die Mailänder Zeitung „Corriere della Sera“ den Ex-Ministerpräsidenten. Immerhin hatte der AC Mailand für die Saison elf neue Spieler verpflichtet und mehr als 200 Millionen Euro investiert. „Mit all diesem Geld, hätte man da nicht einen Topspieler kaufen können?“

Das Lamento kommt nicht von ungefähr. Trotz der Rekord-Investitionen, mit denen der Club endlich wieder an glanzvolle Zeiten anknüpfen und international Gewicht bekommen wollte, herrscht schon zu Beginn der Saison Katerstimmung. Drei Niederlagen und Platz sieben nach sieben Spielen in der Serie A hatte man sich so nicht vorgestellt. In der Krise soll selbst der langjährige Sponsor Adidas seinen Vertrag vorzeitig beenden wollen, wie die „Gazzetta dello Sport“ berichtete. Am Sonntag geht es ausgerechnet beim Derby gegen den Stadtrivalen Inter Mailand um alles.

Inter brillierte zwar mit Trainer Luciano Spalletti bisher auch nicht gerade mit schönem Fußball, liegt aber in der Tabelle auf Platz drei. Für die Milan-Fans kommt daher nur ein Sieg in Frage. „Verlieren verboten“, schrieb die Zeitung „La Stampa“. Von einem „Derby der Angst“, dem „Derby der Wahrheit“ oder dem „chinesischen Derby“ ist die Rede. Schließlich gehört nicht nur Milan sondern auch Inter mittlerweile chinesischen Unternehmen. Fans beklagen, es sei ja sowieso kein richtiges Mailänder Derby mehr, sondern eines zweier chinesischer Unternehmer.

Der AC-Mannschaft um Kapitän und Neuzugang Leonardo Bonucci, steht das Wasser bis zum Hals. Vor allem Trainer Vincenzo Montella kämpft am Sonntagabend im San Siro Stadion um seine Zukunft. „Das Derby ist für uns wesentlich. Wir wollen und wir müssen gewinnen“, sagte Montella. „Ein sauberer Sieg und ein schönes Spiel, oder schmutzig mit ein bisschen Glück: Das ist vollkommen egal.“

Montellas Job steht zwar offiziell nicht zur Debatte. Als aber Carlo Ancelotti beim FC Bayern entlassen wurde, entzündete sich auch in Italien ein Spekulationsfeuerwerk: Kehrt der Italiener vielleicht zu seinem alten Club zurück? Beim AC Milan hieß es zwar, man setze weiter auf Montella. Auch das Derby entscheide nicht über den Coach, so Geschäftsführer Marco Fassone. „Wir haben Vertrauen, und es ist ein langfristiges Projekt. Wir wissen, dass Milan Zeit braucht. Hoffen wir, nicht sehr viel.“