Barça stürzt Real - Verschwörung beim Clásico?
Madrid (dpa) - Nach einem Clásico der Superlative witterte Cristiano Ronaldo eine Verschwörung. Beim spektakulären 3:4 von Real Madrid gegen den FC Barcelona mit Lionel Messi als strahlendem Sieger wähnte der Weltfußballer finstere Mächte im Spiel.
„Einige Leute wollten nicht, dass wir gewinnen“, schimpfte der Portugiese. Die Verschwörungstheorie des entthronten Tabellenführers erinnerte an die Zeiten von Trainer José Mourinho, der bei Misserfolgen der „Königlichen“ auch gerne die Hand des spanischen Verbandes, der UEFA oder der FIFA im Spiel gesehen hatte.
„Vielleicht wollen sie nicht, dass Real Madrid die Liga gewinnt“, vermutete Ronaldo. „Ich bin seit fünf Jahren hier und weiß, wie einige Dinge laufen.“ Er bezog sich damit auf umstrittene Entscheidungen von Schiedsrichter Alberto Undiano Mallenco, der drei Elfmeter gab - zwei für Barça sowie einen für Real - und den Real-Kapitän Sergio Ramos wegen einer „Notbremse“ vom Platz stellte.
Der Abwehrchef sah es ähnlich wie Ronaldo. „Wenn sie die Liga wieder spannend machen wollten, ist ihnen das gelungen“, beklagte sich Ramos. „Das war so arrangiert, da ist man machtlos.“ Der spanische Rekordmeister, der früher - bis zum Engagement von Mourinho - sich jahrzehntelang mit Schiedsrichterschelte zurückgehalten hatte, verbreitete die Verschwörungstheorie sogar auf seiner Homepage.
Dabei standen Ronaldo & Co mit ihrer Schuldzuweisung ziemlich allein da. In einer Umfrage der - mit Real sympathisierenden - Sportzeitung „Marca“ meinten zwei Drittel der Leser, der Referee habe Real nicht benachteiligt. Das ebenfalls in Madrid erscheinende Konkurrenzblatt „As“ hob hervor, dass die zwei Strafstöße für Barça zwar umstritten, aber vertretbar gewesen seien. Der Elfmeter für Real war dagegen unberechtigt. TV-Bilder zeigen, dass Ronaldo knapp außerhalb des Strafraums gefoult worden war.
Die Madrilenen, Borussia Dortmunds Champions-League-Gegner im Viertelfinale, liegen nach dem 3:4 nun gleichauf mit Atlético (beide 70 Punkte). Der direkte Vergleich, der in Spanien schließlich ausschlaggebend ist, spricht sogar für den Lokalrivalen. Und dahinter lauert auch schon Titelverteidiger Barça (69). „Lionel Messi weigert sich abzutreten“, titelte die Zeitung „El País“.
Das Schlagerspiel - laut „Marca“ einer der besten Clásicos der Fußballgeschichte - glich einer Achterbahnfahrt. Andrés Iniesta, bei Barça neben dem Dreifach-Torschützen Messi die herausragende Kraft, schoss die Katalanen in der 7. Minute in Führung. Karim Benzema (20./24.) drehte mit einem Doppelpack das Spiel. Der Franzose hätte gegen die löchrige Barça-Abwehr ohne weiteres noch drei weitere Treffer erzielen können.
Als der FC Barcelona am Rande des Abgrunds stand, schlug Messis große Stunde. Der Argentinier (42.) erzielte noch vor der Pause den Ausgleich zum 2:2 und schoss Barça in der zweiten Hälfte mit zwei verwandelten Elfmetern (65./84.) zum Sieg. Ronaldo (55./Elfmeter) hatte Real zwischenzeitlich mit 3:2 in Führung gebracht. „Der Clásico war unsere letzte Chance“, sagte Messi. „Wir dürfen uns keine weiteren Patzer erlauben.“
Nach seinem Dreierpack ist der Argentinier mit insgesamt 21 Treffern der erfolgreichste Schütze in der Geschichte der Clásicos, vor der Fußball-Legende Alfredo di Stéfano (18). Für Real ging eine Erfolgsserie von 31 Pflichtspielen ohne Niederlage zu Ende. Zuletzt hatten die Madrilenen im Oktober 2013 in der Hinrunde beim FC Barcelona verloren.