Bayerns Feierbiest van Gaal kehrt zu Ajax heim
Amsterdam (dpa) - Hollands Fußball-General Louis van Gaal kehrt in seine alte Heimat nach Amsterdam zurück - unklar ist nur, wann genau.
Bis zum Saisonende steht das einstige Feierbiest noch beim deutschen Rekordmeister FC Bayern unter Vertrag, der den kantigen Niederländer im April wegen Erfolglosigkeit geschasst hatte. Seitdem genoss van Gaal vornehmlich sein Dolce Vita, jetzt will es der 60-Jährige wieder wissen: Als allmächtiger Generaldirektor soll er den niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam mit reichlich Know-how aus 20 Jahren im Trainer- und Funktionärsgeschäft zurück in Europas Spitze führen.
Spätestens im Juli wird van Gaal in Amsterdam beginnen, dann nämlich läuft der Bayern-Kontrakt aus. Ajax und der bisweilen selbstherrlich auftretende van Gaal streben nach Medienberichten aber schon ein Engagement zum 1. Januar an. Dafür müssten die Bayern den beurlaubten Coach bereits zum Jahresende aus seinem hoch dotierten Vertrag entlassen - was durchaus möglich erscheint. In „nächster Zeit“ sei ein Gespräch zwischen van Gaal und der Führungsetage des Clubs angesetzt, sagte Mediendirektor Markus Hörwick. Van Gaal selbst habe wegen neuer Aufgaben um ein Gespräch gebeten. Letztlich eine Frage der Finanzen: Ist van Gaal bereit, auf den Großteil seines ausstehenden Gehaltes zu verzichten, dürften ihm die Münchner keine Steine in den Weg legen.
Der schroffe Fußball-Philosoph hatte in der Vergangenheit oft laut über eine Rückkehr zu seinem Herzensclub nachgedacht, für den er schon dreimal aktiv war: Anfang der 70er-Jahre als Spieler, in den Neunzigern sechs Jahre lang als Erfolgstrainer aller erster Güte, später noch mal als Technischer Direktor. Van Gaal stand für Klasse, Verbissenheit und Erfolg, holte mit Ajax 1992 den UEFA-Cup, 1995 die Champions League und den Weltpokal. Zudem wurde er dreimal niederländischer Meister. Eine Erfolgsstory, die neu aufflammen soll - wenngleich van Gaal und dessen Umgangsmethoden in die Jahre gekommen sind.
Dabei schien ein erneutes Engagement des gleichermaßen arroganten wie dominanten und immer verlässlich allwissend auftretenden van Gaal in Amsterdam zuletzt unwahrscheinlicher denn je. Größter Gegenspieler des Anzugträgers ist ausgerechnet die holländische Legende Johan Cruyff, die dummerweise auch noch im Ajax-Aufsichtsrat sitzt. Der Übervater des niederländischen Fußballs sprach sich so oft es ging und so klar es ging gegen van Gaal aus. Gerade deshalb wird die Verpflichtung des Ex-Bayern auch als deftige Klatsche für Cruyff gewertet.
In die letzte Phase der Verhandlungen hatten ihn Vorstand und der Rest des Aufsichtsrats gar nicht erst mehr einbezogen. Ein klares Signal an Cruyff, der ungehalten reagierte, fast schockiert. „Sie sind verrückt geworden“, wütete er nach Angaben der niederländischen Nachrichtenagentur ANP in Richtung seiner Funktionärskollegen. „Ich wurde erst am Mittwochabend informiert, ich wusste bis dahin gar nichts.“ Vorstandsboss Steven ten Have meinte demonstrativ, er lasse sich von Cruyff keine Vorschriften machen. „Aber wir haben ihn dann auf die richtige und korrekte Art und Weise informiert“.
Anstatt van Gaal favorisierte Cruyff den früheren Bondscoach Marco van Basten als neuen Generaldirektor. Der Europameister von 1988 fand für seinen Vorschlag aber keine Mehrheit - so sollen Abgesandte von Vorstand und Aufsichtsrat hinter Cruyffs Rücken mit van Gaal verhandelt haben. Beobachter gehen davon aus, dass das unwirsche Verhalten auch als Signal an den eleganten Ex-Stürmer zu verstehen sei. Eines nach dem Motto: Du bist hier nicht mehr erwünscht.
So einfach aus dem Club drängen lassen will sich „Europas Fußballer des Jahrhunderts“ aber nicht. Cruyff, der in seiner aktiven Zeit in 240 Ligaspielen für Ajax 190 Tore erzielte, will dem großen Frust trotzen. „Grundsätzlich bleibe ich Mitglied des Aufsichtsrates, aber sehr viel wird davon abhängen, wie der Club nun reagiert“, sagte er der Zeitung „De Telegraaf“.
Seine Wut war auch am Tag nach der Entscheidung kein bisschen verflogen. Die Wahl pro van Gaal stehe „im Gegensatz zu allen Absprachen“. Vorige Woche habe er zweimal mit ten Have gesprochen, „und nicht einmal wurde diese Entscheidung zur Sprache gebracht“, wetterte Cruyff. Van Gaal hatte zuletzt immer betont, nie mit Cruyff zusammenarbeiten zu wollen. Keine guten Aussichten für Cruyff.