Beckham plant Einstieg in oft belächelte MLS

Boston (dpa) - David Beckham hat sich bereits schlaugemacht. Der geschäftstüchtige Fußball-Rentner war auf Inspektionstour in Miami unterwegs - für ein womöglich großes Projekt. Der frühere englische Nationalmannschaftskapitän prüft den Einstieg als Club-Besitzer in der Major League Soccer.

Es ist ein weiteres Beispiel für die neue Anziehungskraft der MLS, die bei vielen europäischen Fußball-Fans immer noch als Operetten-Liga, als Sammelsurium von Altstars wie Alessandro Nesta (37 Jahre) oder Thierry Henry (35) gilt.

Immer mehr milliardenschwere Investoren zieht es in die US-Liga. Der österreichische Getränke-Gigant Red Bull besitzt seit 2006 ein Team in New York. Und kürzlich gründeten Baseball-Rekordmeister New York Yankees und Manchester City den New York City Football Club. Der NYCFC wird der 20. Verein der 1996 gestarteten MLS und soll von 2015 an den Spielbetrieb aufnehmen. Haupteigentümer ist Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi, dessen Privatvermögen laut des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ 4,9 Milliarden Dollar beträgt.

Ihm gehört bereits Manchester City. Die „New York Times“ bezeichnete die Zusammenarbeit mit der Königsfamilie als „globalen Fußabdruck für den Fußball in den USA“. Im Besitz eines New Yorker Teams zu sein, so heißt es weiter, könne sich als Sprungbrett für weitere Gelegenheiten herausstellen, zum Beispiel auf dem Immobilien-Markt. Und genau das ist die Intention von Scheich Mansour. Er will mit Hilfe des Fußballs Werbung für seine Heimat machen, Investoren für das Emirat begeistern.

„Sie sind für den Fußball verantwortlich und wir wissen, wie man hier im Großraum New York ein Business betreibt“, beschreibt Yankees-Präsident Randy Levine die Kooperation. Er soll den Club auf dem Markt platzieren, Ex-Bundesliga-Profi Claudio Reyna als Sportdirektor eine konkurrenzfähige Mannschaft auf den Rasen bringen. Durch die Yankees bekommt Soccer in Amerikas bedeutendster Metropole Zugang zu den Millionären und Milliardären von Manhattan. Die Tinte unter dem Vertrag zwischen dem Baseball- und dem Fußball-Imperium war noch gar nicht getrocknet, da sprach MLS-Boss Don Garber bereits von einem „transformativen Moment“, der die Liga in neue Höhen hebe.

Die MLS hat sich zum Ziel gesetzt, 2022 eine der besten Ligen der Welt zu sein. In einer Studie wurde sie bereits als weltweit siebtbeste Liga eingestuft. Scheich Mansour wird zwar mit offenen Armen empfangen, die Aufnahmegebühren von 100 Millionen Dollar für den NYCFC sind MLS-Rekord, für den Multimilliardär jedoch wiederum nichts weiter als Peanuts. Zumal das geplante Investment um ein Vielfaches höher sein wird.

Gespielt werden soll von 2015 an in einem noch zu errichtenden Stadion, das alle bisherigen Fußball-Arenen Amerikas in den Schatten stellen soll. Ganz egal ob in Flushing Meadows oder anderswo an der New Yorker Peripherie bald die Bagger anrollen, die neue Heimat des NYCFC wird mindestens 400 Millionen Dollar kosten. Somit durchbricht das finanzielle Gesamtvolumen des neuen Vereins die Marke von einer halben Milliarde Dollar.

Für Beckham wäre der Einstieg nicht annähernd so teuer. Der frühere Star von Manchester United hatte sich vor seiner Unterschrift im Januar 2007 bei der Los Angeles Galaxy von der Liga zusichern lassen, nach seinem Karriere-Ende Eigner eines MLS-Teams werden zu können - für den relativ geringen Preis von 25 Millionen Dollar. „Ich denke, ein MLS-Team hier nach Südflorida zu bringen, ist eine spannende Sache“, sagte Beckham zu seinen Miami-Plänen. Mehrere Stadien hat er sich bereits angeschaut. US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann würde eine weitere Aufwertung der MLS jedenfalls begrüßen, schließlich hat die Liga trotz der vielen Altstars auch eine Reihe amerikanischer Nationalspieler hervorgebracht.