Ronaldo zittert mit Portugal um WM-Ticket

Lissabon (dpa) - Für Weltstar Cristiano Ronaldo und die portugiesische Fußball-Nationalmannschaft ist es fast schon ein Schicksalsspiel. In der WM-Qualifikation gegen Russland könnte ein weiterer Punktverlust fatale Folgen haben.

„Das ist ein Spiel, das wir gewinnen müssen“, sagte Ronaldo vor der Partie am Freitag in Lissabon. Das Massenblatt „Correio da Manha“ warnte: „Die Seleção darf keine Fehler mehr machen!“ Ganz drastisch drückte sich im Trainingslager in Óbidos Dynamo-Kiew-Mittelfeldmann Miguel Veloso aus: „Wenn wir Freitag nicht gewinnen, ist es aus und vorbei.“

Ganz so ist es nicht. Zwar haben die Portugiesen im Kampf um Platz eins, der die direkte WM-Quali bedeutet, bei zwei Spielen mehr bereits einen Punkt weniger als die bisher stark aufspielenden Russen (12). Chancen auf Platz zwei und die Playoffs wären aber im Kopf-an-Kopf-Rennen mit Israel (11) auch bei einer Pleite gegen die Elf von Kapitän Andrej Arschawin noch vorhanden.

Die WM in der früheren Kolonie Brasilien, wo man auf die Unterstützung der Einheimischen zählt, will Portugal auf keinen Fall verpassen. Seit 2000 war man bei allen großen Turnieren dabei. Die Serie soll nicht ausgerechnet vor der „halben Heim-WM“ reißen. „Wir sind sehr motiviert und wollen den Fans eine Freude machen“, verspricht Ronaldo.

Fans und Medien fragen sich allerdings, ob der an zwei Fronten kämpfende Stürmerstar sich am Freitag wirklich zu 100 Prozent wird konzentrieren können. Die Nachrichten, die am Donnerstag aus Spanien kamen, lösten am Tejo Sorgen aus. Nach einem Bericht der Sportzeitung „Marca“ soll der 28-Jährige von seinem Club Real Madrid eine Verdoppelung des Jahressalärs auf 18 bis 20 Millionen Euro fordern.

Die Konkurrenzzeitung „As“ schrieb zudem, Ronaldo werde dieser Tage von vielen finanziell potenten Clubs wie Manchester City, Manchester United und AS Monaco heiß umworben. Sie alle seien bereit, dem Goalgetter eine „Vertragsunterzeichnungsprämie“ von 60 Millionen sowie ein Jahresgehalt von 23 Millionen Euro anzubieten, hieß es.

Ronaldo und die Portugiesen hoffen auf eine Neuauflage des letzten Heimspiels gegen Russland, als es 2004 im José-Alvalade-Stadion in Lissabon einen sensationellen 7:1-Kantersieg mit zwei CR7-Treffern gab. Im Estádio da Luz, das höchstwahrscheinlich mit 65 000 Zuschauern ausverkauft sein wird, wird Trainer Paulo Bento auf den gesperrten Abwehrchef Pepe verzichten müssen. Deshalb warnt Innenverteidiger Bruno Alves vor einem „wilden Drauflosstürmen“. „Der Gegner ist sehr gefährlich, verteidigt gut und kontert noch besser.“

Die Russen, die das Hinspiel in Moskau mit 1:0 gewannen und bisher nicht ein einziges Tor kassiert haben, sind jedoch auch nicht frei von Sorgen. Der angeschlagene Stürmer Alexandr Kokorin muss passen. Wie viel Selbstvertrauen die Sbornaja aber nach zwei verpassten WM-Teilnahmen zuletzt wieder getankt hat, beweisen die Worte von Trainer Fabio Capello: „Wir reisen nach Lissabon, um zu gewinnen.“