Blutige Krawalle bei Fußball-WM-Gastgeber Russland

Moskau (dpa) - Festgenommene Fans, verletzte Polizisten, großer Sach- und Imageschaden: Nach schweren Krawallen in Russland fürchtet der Gastgeber der Fußball-WM 2018 eine Eskalation der Gewalt.

Rund 5500 Fans und Extremisten lieferten sich in Moskau direkt vor dem Machtzentrum des Landes, dem Kreml, mit Sondereinheiten der Polizei eine blutige Auseinandersetzung. Mit der nicht genehmigten Kundgebung wollte die Menge an einen vor kurzem erschossenen Fan erinnern. Ziel der Attacken waren aber auch Zuwanderer aus dem Kaukasus, die mit einer „Antwort“ drohten. Auch in St. Petersburg kam es zu Zusammenstößen mit zahlreichen Festnahmen.

Ein Großaufgebot der Polizei hatte in Moskau den Treffpunkt in der Nähe des berühmten Roten Platzes abgeriegelt. Auf die Aufforderung von Polizeichef Wladimir Kolokolzew, den Platz zu räumen, reagierte die Menge mit nationalistischen Sprechchören. Als Demonstranten begannen, umstehende Kaukasier brutal zu attackieren, griffen die Sondereinheiten mit Schlagstöcken zu, wie ein Polizeisprecher nach Angaben der Staatsagentur Ria Nowosti sagte. Das Fernsehen zeigte Bilder wie von einer Straßenschlacht. Aus der Menge flogen Steine, Flaschen, Feuerwerkskörper, Rauchbomben und Teile des städtischen Weihnachtsbaums auf die Polizei. Ein Reporter sprach von Schüssen.

Die Zusammenstöße setzten sich später in der U-Bahn fort. Nachdem Fußballfans in einer Metrostation mehrere Fahrgäste wegen ihres „nicht slawischen Äußeren“ krankenhausreif schlugen, schritten die Sicherheitskräfte erneut ein. Die „Fans“ hätten in der Station eine Spur der Verwüstung hinterlassen, sagte ein Sprecher. Die Polizei nahm mindestens 71 Anhänger fest, von denen die meisten am Sonntag wieder auf freiem Fuß waren. Von den insgesamt mehr als 30 Verletzten befanden sich am Sonntag noch zahlreiche Menschen im Krankenhaus.

Präsident Dmitri Medwedew schaltete sich persönlich ein und ließ sich von Innenminister Raschid Nurgalijew informieren. Bürgerrechtler kritisierten, dass die Polizei die seit Tagen angekündigten Proteste nicht schon im Vorfeld stoppte.

Im Norden von Moskau hatten sich am Samstag zeitgleich etwa 7000 Fans im Gedenken an den getöteten Spartak-Moskau-Anhänger Jegor Swiridow versammelt. Sie legten Blumen an der Stelle nieder, an der der 28-Jährige zu Wochenbeginn angeblich von einem Jugendlichen aus dem Kaukasus im Streit um ein Taxi erschossen worden war.

Bereits beim Champions-League-Spiel von Spartak beim slowakischen Meister Zilina hatten russische Fans mit Krawallen eine 22 Minuten lange Unterbrechung provoziert. Im russischen Fußball kommt es in der von Rechtsradikalen unterwanderten Fan-Szene immer wieder zu blutigen Gewalttaten, dabei oft gegen Zugereiste aus dem Kaukasus oder aus Zentralasien.