Chelsea fühlt sich betrogen beim 2:3 gegen ManU - Referee am Pranger
London (dpa) - Zwei Platzverweise, ein Abseitstor und Rassismus-Vorwürfe gegen den Schiedsrichter: Der Premier-League-Knaller zwischen Tabellenführer Chelsea und Rekordmeister Manchester United bietet noch reichlich Gesprächsstoff.
Und dem Referee stehen Ermittlungen der FA bevor.
Schiedsrichter Mark Clattenburg war der unrühmliche Hauptdarsteller des Dramas FC Chelsea gegen Manchester United. In drei Akten: Erst dezimierte der 37-Jährige Chelsea auf neun Mann nach Gelb-Rot gegen Fernando Torres wegen einer angeblichen Schwalbe, dann erkannte er Uniteds 3:2-Siegtor trotz Abseits an. Zudem soll er auch noch zwei Profis der Blues rassistisch beleidigt haben.
Der Referee habe das Spiel „ruiniert“, fluchte der sonst so stoische Chelsea-Coach Roberto Di Matteo. Uniteds Trainerfuchs Alex Ferguson piekste diabolisch in Chelseas Wunden und erklärte zum Wiedersehen der Rivalen am Mittwoch erneut an der Stamford Bridge im Ligapokal-Achtelfinale: „Das wird lebhaft. Ich wünsche dem Schiedsrichter viel Glück!“
Keinen glücklichen Abend erlebte Clattenburg am Sonntag. Am schwersten wiegen die Rassismus-Vorwürfe gegen den renommierten Referee aus Newcastle, der auch das Olympia-Finale Mexiko gegen Brasilien in London pfiff. Der Champions-League-Sieger legte Beschwerde ein, dass Clattenburg mit „unangemessener Sprache“ zwei Chelsea-Akteure beleidigt habe.
Nach übereinstimmenden englischen Medienberichten soll es sich dabei um rassistische Begriffe gehandelt haben - betroffen seien der Nigerianer John Mikel Obi und der Spanier Juan Mata. Der Fall liegt nun beim Fußballverband FA: Da das Schiedsrichtergespann mit Mikros verbunden war, könnten die Assistenten und der vierte Unparteiische als Zeugen gehört werden.
Der ruhige Italo-Schweizer Di Matteo war so aufgebracht über den Schiedsrichter, dass er Clattenburg nach eigener Aussage nach dem Abpfiff in Richtung Kabine folgte. Die Matteo äußerte sich jedoch nur zu den vermeintlichen Fehlentscheidungen auf dem Platz: „Es ist in jedermanns Augen offensichtlich, dass die zweite Gelbe Karte gegen Fernando keine war. Und das entscheidende Tor war ein Abseits-Tor“, sagte er. „Es ist eine Schande, denn es war ein gutes Fußball-Spiel mit zwei guten Teams und die Offiziellen haben es ruiniert.“
Die Blues hatten in der hitzigen Partie just das Momentum auf ihrer Seite gehabt: Den frühen 0:2-Rückstand durch ein Eigentor von David Luiz (4. Minute) und Uniteds Superstar Robin van Persie (12.) hatten Mata per Traum-Freistoß (44.) und Ramires per Kopf (53.) ausgeglichen. Dann sah Rechtsverteidiger Branislav Ivanovic Rot wegen einer Notbremse (63.) - das war noch eine vertretbare Entscheidung. Weitaus umstrittener waren Gelb-Rot gegen Torres (68.) - und das 3:2 für Englands Rekordmeister durch „Joker“ Javier Hernández (75.) aus einer Abseitsstellung, wie die Zeitlupe zeigt.
Das räumte sogar Sir Alex ein: „Das ist ein bisschen Glück für uns. Aber es sind jetzt zehn Jahre vergangen seit wir in Chelsea gewonnen haben, und in dieser Zeit gab es einige schockierende Entscheidungen“, meinte Ferguson nach Uniteds erstem Liga-Erfolg an der Bridge seit April 2002, mit dem die Red Devils dem Tabellenführer die erste Saisonpleite beibrachten und den Rückstand auf einen Punkt verkürzten. Die Gelb-Rote Karte gegen Torres fand der 70-jährige Schotte dagegen absolut gerechtfertigt: „Ich als Spieler wäre nicht gefallen“, erklärte der frühere Angreifer. „Er ist gefallen. Er hatte schon Gelb - deshalb hatte er selber Schuld.“