Lippi und Co. wollen das chinesische Double
Peking (dpa) - Nach der chinesischen Meisterschaft wollen Marcello Lippi und sein Team von Guangzhou Evergrande auch das Pokalfinale gewinnen. „Wir machen alle Anstrengungen, um eine weitere chinesische Trophäe hinzuzufügen“, sagte der 64 Jahre alte italienische Weltmeistercoach laut „China Daily“.
Auch der Star-Import in der südchinesischen Metropole, Dario Conca, hat seinen Blick fest auf den Pokal gerichtet: „Preise zu gewinnen ist die wichtigste Sache in meiner Karriere, sei es in Brasilien oder China.“
Am Wochenende hatte sich die illustre Truppe mit einem Sieg gegen Liaoning und fünf Punkten Vorsprung schon vor dem letzten Saisonspiel zum zweiten Mal in Serie den Titel gesichert. Die hohen Investitionen in ausländische Spieler wie Conca oder den Ex-Dortmunder Lucas Barrios oder die Brasilianer Cléo, Luiz Muriqui und Ribeiro Paulao haben sich gelohnt - auch wenn der chinesische Nationalspieler Gao Lin das entscheidende Tor gegen Liaoning schoss und Barrios sowie Muriqui verletzt von der Bank zuschauen mussten.
Es war ein gelungener Schlusspunkt für die Fußball-Liga, die mit der Verpflichtung internationaler Spitzenfußballer in diesem Jahr eine „Wiedergeburt“ erleben konnte. Jahrelang hatte Chinas Fußball nur durch Korruption und Spielabsprachen von sich reden gemacht. Gegen Dutzende Schiedsrichter, Spieler und Funktionäre wurde ermittelt. Hohe Haftstrafen wurden verhängt. Nach dieser Säuberung gelang der Liga aber jetzt ein erfolgreicher Neustart.
Die Aussicht für Guangzhou Evergrande, im November gegen Guizhou Moutaiwas mit dem Pokal auch das Double zu schaffen, tröstet Fans und Mannschaft, nachdem der Club aus der asiatischen Champions League ausgeschieden war. Nach der Niederlage gegen das saudi-arabische Team Al-Ittihad Anfang des Monats war die Enttäuschung groß. „Wir haben in der diesjährigen Champions League wirklich gut gespielt“, sagte Lippi. „Unglücklicherweise sind wir ausgeschieden.“ Eigentlich habe er sein Team auch international zum Erfolg führen wollen.
Nach der Meisterschaft waren aber alle in Feierlaune. Auch der Ex-Dortmunder Barrios, der im August noch mit einer Rückkehr nach Deutschland geliebäugelt hatte, wollte davon nichts mehr wissen. „Ich werde auf jeden Fall meinen Vertrag bei Evergrande fortsetzen“, sagte der 27 Jahre alte paraguayische Nationalstürmer der „Liaoning Ribao“. „Ich bleibe sehr gerne.“ Trotz seiner gegenwärtigen Gelenkverletzung hofft der frühere BVB-Torschütze auf einen Einsatz im Pokalfinale.
Für Lippi, der im Mai in einer kontroversen Entscheidung zum Nachfolger des keineswegs glücklosen südkoreanischen Trainers Lee Jang-soo ernannt worden war, reiht sich der chinesische Titel in eine lange Serie von Meisterschaften in Italien ein. „Es fühlt sich großartig an, der erste Italiener zu sein, der eine Meisterschaft in China gewinnt“, sagte Lippi. Er will seinen Vertrag auf jeden Fall noch die zwei weiteren Jahre bis Ende 2014 erfüllen.
Während sich Guangzhou Evergrande derart im Erfolg sonnen kann, hängen dunkle Wolken über dem Club Shanghai Shenhua, der ebenfalls sehr tief in die Tasche gegriffen hatte, um internationale Stars anzuheuern. Trotz seiner Stürmer Didier Drogba und Nicolas Anelka schlitterte das Team nur mit Mühe am Abstieg vorbei. Hartnäckig halten sich in China auch Gerüchte, dass Shenhua-Chef Zhu Jun im Streit angedroht haben soll, den beiden Stars die satte Bezahlung zu streichen.