Cherundolo-Lob für Klinsmann trotz Flop-Start
Hannover (dpa) - In Deutschland hat das Engagement von Jürgen Klinsmann als US-Trainer für große Schlagzeilen und viel Aufsehen gesorgt. In den USA ist das ganz anders. Selbst amerikanische Nationalspieler bekommen von dem Wirbel fast nichts mit.
„Das ist in der Mannschaft und unter den Fußballfans in den Staaten kein Thema“, sagte Steven Cherundolo im Interview der Nachrichtenagentur dpa. „Ich kann darüber sprechen, lachen und diskutieren mit den anderen Jungs in Deutschland“, erklärte der Profi, der seit 1999 bei Hannover 96 spielt. In den USA sei es aber ruhig.
Hierzulande ist Klinsmann ein Star, spätestens durch den WM-Film „Deutschland. Ein Sommermärchen“ kennen die Fans einen Teil von Klinsmanns Stil. „Ich glaube, er ist generell ein sehr positiver Mensch. Und so geht er mit seinen Spielern um. Die Ansprachen sind dementsprechend sehr emotional“, berichtete Cherundolo, der mit 73 Einsätzen zu den Stammspielern der US-Nationalmannschaft gehört. „Der Jürgen hat eine sehr positive Art, wenn er uns anspricht, wenn er über uns spricht. Das ist an Komplimenten reich, das hilft dem ein oder anderen Spieler.“
Bisher lässt der Erfolg noch auf sich warten. Zwei Niederlagen, ein Remis und nur ein Treffer lautet die Bilanz vor den nun folgenden Partien gegen Honduras am Samstag und am Dienstag gegen Ecuador. Cherundolo ist trotzdem vom Coach überzeugt. Die Verpflichtung von Klinsmann sieht der 32 Jahre alte 96-Kapitän als „Zeichen des Verbandes, dass wir uns fußballerisch weiterentwickeln wollen. Wir wollen mit ihm den nächsten Schritt machen im Welt-Fußball.“
Zweimal war Cherundolo zuletzt mit dem US-Team für die WM qualifiziert, kam aber nicht weit. „Wir sind eigentlich ganz gut entwickelt in unserer Region, aber sobald wir in Europa spielen, tun wir uns fußballerisch schwer“, sagte der US-Profi: „Wir hoffen, dass Jürgen Klinsmann uns mit seiner Erfahrung und seinen Ideen in diesem Bereich verbessern kann.“
An einen ähnlichen Erfolg, wie ihn Klinsmann bei der Heim-WM 2006 mit dem dritten Platz und der dazugehörigen Euphorie erreichte, glaubt Cherundolo indes nicht. „Wir müssen realistisch sein, wir sind ja kein Powerhouse wie Deutschland“, erklärte der aus Rockford/Illinois stammende Spieler: „Wir haben nicht das Potenzial an Spielern. Von daher können wir uns nicht mit Deutschland messen, das wäre fehl am Platze. Aber wir hoffen, dass wir den letzten Schritt machen können. Und dafür ist er da.“
Welche Möglichkeiten Klinsmann bei der Auswahl der Spieler hat, verdeutlicht die Nominierung von Edson Buddle, der beim Zweitligist FC Ingolstadt spielt. Neben Buddle und Dauerbrenner Cherundolo berief der frühere Bundestrainer auch Timmy Chandler (1. FC Nürnberg) und Danny Williams (1899 Hoffenheim) in sein Aufgebot für die Freundschaftsspiele.
In Deutschland werden die Ergebnisse des Klinsmann-Teams gegen Honduras und Ecuador von vielen Menschen genau beobachtet, in den USA nur von einer Minderheit. Der deutsche Coach arbeitet nicht im Blickpunkt der amerikanischen Medien, kann sich weitgehend unerkannt im Land bewegen. „Ich denke, dass ist der Hauptgrund, warum er da lebt: Er schätzt seine Privatsphäre“, sagte Cherundolo: „In den Staaten hat er mehr oder weniger sein Ruhe.“