Chinesischer Investor übernimmt Inter Mailand
Peking (dpa) - Der chinesische Konzern Suning übernimmt für 270 Millionen Euro die Mehrheit am italienischen Traditionsclub Inter Mailand.
Der Einzelhandelsriese kündigte nach Angaben der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua die Übernahme von 70 Prozent der Anteile an dem italienischen Fußball-Erstligisten an. „Eine Partnerschaft mit Inter Mailand, einem Club mit einer langen Geschichte und großartigen Ergebnissen, ist nicht nur eine Ehre, sondern auch eine große Verantwortung - ebenso eine Mission für Suning“, sagte Zhang Jindong, Präsident der Suning-Gruppe. „Der ständig wachsende chinesische Sportmarkt wird neuen Raum für die Entwicklung von Inter Mailand schaffen.“
Suning war erst im Dezember ins Fußballgeschäft eingestiegen und hatte den chinesischen Erstliga-Club Jiangsu Sainty gekauft und in Jiangsu Suning umbenannt. Für umgerechnet mehr als 100 Millionen US-Dollar wurden Spieler eingekauft, darunter die beiden brasilianischen Stars Alex Texeira (26) und Ramires (29), der früher bei Chelsea im Mittelfeld gespielt hat.
Sein Konzern spiele jetzt eine größere Rolle in der chinesischen Sportindustrie, die in fünf Jahren der führende Geschäftszweig in China werden soll, sagte Suning-Chef Zhang Jindong. Nach der Übernahme von 70 Prozent bei Inter Mailand behält der bisherige Mehrheitseigner, der Indonesier Erick Thohir, nur noch 30 Prozent. Er hielt bisher 70 Prozent.
Der langjährige Club-Patriarch und Ehrenpräsident Massimo Moratti, der mit Inter fünf Meisterschaften und 2010 den Champions-League-Titel geholt hatte, zieht sich nach diesen Angaben offenbar komplett zurück. Seine Familie hielt bisher 30 Prozent. Für den Einstieg bei Inter Mailand gründete Zhang Jindong eine Suning Sports genannte, eigene Tochterfirma in der Suning Gruppe.
Der Konzern gehört damit zu einer wachsenden Reihe chinesischer Investoren, die in den europäischen Fußball einsteigen. Überhaupt wird in China stark in den Fußball investiert. Dahinter steckt der „chinesische Traum“ von Staats- und Parteichef Xi Jinping, der hofft, dass sich China für die Weltmeisterschaft qualifiziert, selbst eine Weltmeisterschaft austrägt und auch einmal einen WM-Titel holt.
Der gerade in die zweite englische Fußball-Liga abgestürzte Traditionsclub Aston Villa wurde erst im Mai von dem chinesischen Geschäftsmann Tony Jiantong Xia übernommen. Der Kaufpreis soll bei rund 78 Millionen Euro gelegen haben.
Im Dezember stieg eine Investorengruppe mit China Media Capital (CMC) an der Spitze und dem Staatsfonds CITIC Capital mit 377 Millionen Euro bei der City Football Group (CFG) ein und übernahm 13 Prozent der Anteile. Der CFG gehören Manchester City sowie Anteile an den Clubs New York City, Melbourne City und an dem japanischen Verein Yokohama F. Marinos.
Die Sportwelt scheint attraktiv für chinesische Investoren. Im August 2015 kaufte der Immobilienentwickler Dalian Wanda für 650 Millionen US-Dollar die Marke „Ironman“ und die World Triathlon Corporation. Im Januar stieg der Konzern, dem die Kinokette AMC in den USA gehört, für 45 Millionen Euro mit 20 Prozent beim spanischen Fußballclub Atlético Madrid ein. Nur einen Monat später kaufte Dalian Wanda für gut eine Milliarde Euro den Sportvermarkter Infront im Schweizer Zug.
Im November übernahm die chinesische Unterhaltungsfirma Rastar 56 Prozent am spanischen Club RCD Espanyol in Barcelona, was 14 bis 17 Millionen Euro gekostet haben dürfte. Auch der Chef der weltweit größten Internet-Handelsplattform Alibaba, Jack Ma, investierte in Fußball und übernahm die Hälfte des chinesischen Spitzenvereins und Asienmeisters Guangzhou Evergrande für angeblich umgerechnet 170 Millionen Euro.