Confed Cup geht weiter - WM-Absage kein Thema

Rio de Janeiro (dpa) - Der Fußball-Weltverband FIFA hält Brasilien trotz der anhaltenden Massenproteste für einen geeigneten Gastgeber der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr.

„Es wurde weder darüber diskutiert noch in Erwägung gezogen, den Confederations Cup oder die WM abzusagen“, betonte FIFA-Sprecher Pekka Odriozola am Freitag in Rio de Janeiro. Auch eine Fortsetzung der Demonstrationen, die in der Nacht zu Freitag teilweise zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen in mehreren Städten des Landes geführt hatten, werde an dieser Haltung nichts ändern: „Wir spekulieren nicht darüber, unter welchen Umständen dieser Fall eintreten könnte.“

Der Schaden für die WM-Organisatoren und die FIFA ist aber schon jetzt beträchtlich. Und die Sorgen der Teams nehmen zu. Italiens Trainer Cesare Prandelli berichtete am Freitag von einer Ausgangssperre für seine Spieler. „Man hat uns in Recife und hier verboten, das Hotel zu verlassen“, sagte er vor dem Spiel gegen den Gastgeber in Salvador an diesem Samstag. Von wem diese Anweisung kam, sagte er aber nicht. Dementiert wurde, dass die Squadra Azzurra eine Abreise aus Brasilien erwogen habe. „Wir denken nicht darüber nach, nach Hause zu fahren. Absolut nicht“, sagte Prandelli. FIFA und OK versicherten, dass sie keine Anfrage eines Teams über eine vorzeitige Heimreise vorliegen hätten.

Eine Analyse der durch die Proteste entstandenen Situation werde wie für alle Themenbereiche erst nach dem Ende des Confed Cups erfolgen. Eine Verlegung der WM wäre für Brasilien und die FIFA ein nicht vorstellbarer Imageverlust. Letztmals hatte Kolumbien die WM-Gastgeberrolle für das Turnier 1986 wegen sozialer und ökonomischer Probleme an Mexiko abtreten müssen, allerdings mit einem zeitlichen Vorlauf von mehreren Jahren.

In einem verlesenen Statement sprach sich die FIFA gegen jede Form von Gewalt aus. Den Einsatz von Tränengas und Gummigeschossen durch die brasilianische Polizei wollten die Organisatoren aber nicht kommentieren. „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Arbeit der Sicherheitskräfte zu bewerten“, sagte OK-Sprecher Saint-Clair Milesi.

Bestätigt wurde ein Angriff auf ein FIFA-Fahrzeug im Spielort Salvador in der Nacht zu Freitag. Der parkende Bus, in dem keine Menschen saßen, sei mit Steinen beworfen worden. Die Attacke habe sich aber gegen mehrere Fahrzeuge und nicht speziell gegen den FIFA-Bus gerichtet. Bislang waren die Spiele des WM-Testlaufs und daran beteiligte Personen nicht direktes Ziel der Proteste gegen Misswirtschaft und Korruption gewesen.

FIFA-Präsident Joseph Blatter war am Mittwoch aus Brasilien zur U20-WM in die Türkei abgereist. Damit hatte er sich den Unmut von Gouverneuren aus dem Nordosten des Landes zugezogen, die davon ausgegangen waren, sich mit dem Top-Funktionär treffen zu können. In der Türkei werde Blatter „ständig über die Ereignisse und Entwicklungen informiert“, vornehmlich durch Generalsekretär Jérôme Valcke, hieß es. Von den massiven Demonstrationen wurden FIFA und OK überrascht. „Niemand konnte so etwas erwarten“, sagte Milesi.