Confed Cup: Proteste und Kritik dämpfen Partylaune

Brasilia (dpa) - Gedämpfte Fußball-Partylaune in Brasilien: Einen Tag vor Anpfiff des Confed Cups, der Generalprobe für die WM 2014, bestimmten Schlagzeilen über Proteste und Randale die Nachrichten.

In Brasilia blockierten Confed-Cup-Gegner eine Hauptverkehrsachse vor dem nagelneuen Eröffnungsstadion Mané Garrincha. Sie verbrannten fernsehwirksam auf der ganzen Breite des sechsspurigen Avenida 150 Autoreifen - riesige schwarze Rauchsäulen stiegen in den blauen Himmel über Brasilia.

Die Hauptstadt ist zwar wegen der Eröffnung des Confed Cups am Samstag faktisch Hochsicherheitszone. Aber die Polizei wurde offenbar von der Aktion überrascht. Organisiert wurde der Protest von dem linken Bündnis „Comitê Popular da Copa“ (WM-Volkskomitee), das in den kommenden Tagen weitere Aktionen in anderen WM-Städten ankündigte. „Unsere Hauptforderung ist, dass das Geld (anstatt in Stadien) in Gesundheit und Bildung investiert wird“, sagte Priscila Brito von dem Komitee dem Internetportal globo.com.

Die Demonstranten kritisierten auch die Zwangsräumungen im Zuge von Baumaßnahmen für die Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 in Rio. Argumentative Unterstützung bekamen sie dabei am Freitag aus Genf. Die UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf angemessenes Wohnen, Raquel Rolnik, betonte, vor Sportgroßereignissen komme es oft zu Zwangsräumungen und Umsiedlungen, von denen vor allem die Ärmsten betroffen seien. Dies sei „unglücklicherweise“ in Brasilien nicht anders.

Dramatische Bilder kamen aus São Paulo, wodurch die Confed-Cup-Partystimmung zusätzlich abgekühlt wurde. Am späten Donnerstagabend war es in der Elf-Millionen-Metropole zu heftigen Zusammenstößen zwischen der Polizei und tausenden Demonstranten gekommen. Sie protestierten nicht gegen die anstehenden Sport-Großevents, sondern forderten eine Rücknahme der Fahrpreiserhöhungen für Bus- und U-Bahntickets, die von 3 auf 3,20 Reais 3 (1,06 auf 1,13 Euro) angehoben wurden.

Die Polizei setzte Tränengas, Gummigeschosse und Schlagstöcke ein. Es fuhren gepanzerte Fahrzeuge auf. In der Luft dröhnten Polizei- Helikopter. Die Demonstranten errichteten ihrerseits Barrikaden, blockierten Straßen, warfen Molotow-Cocktails und schleuderten Steine auf Polizisten. Proteste gab es nach Preiserhöhungen auch in Rio, Porto Alegre und Santos. Dutzende Demonstranten wurden verletzt, über 200 festgenommen.

Sportminister Aldo Rebelo, der der Kommunistischen Partei angehört, zeigte Verständnis für die Proteste: „Diese Demonstrationen (in São Paulo) sind vorhersehbar in einer demokratischen Gesellschaft, und ich habe persönlich dafür gekämpft, dass sie stattfinden können und habe auch an vielen teilgenommen.“ Allerdings müssten demokratische Spielregeln von beiden Seiten eingehalten werden. Einen Zusammenhang mit dem Confed Cup sah der Minister nicht.