Der neue EM-Modus: 24 Teilnehmer erfordern Rechenaufgaben

Paris (dpa) - Die Aufstockung der EM-Teilnehmerzahl von 16 auf 24 Mannschaften ist die Konsequenz eines Wahlkampfversprechens von Michel Platini.

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Vor seiner Kür zum UEFA-Chef im Jahr 2007 kündigte der Franzose eine stärkere Beteiligung kleiner Fußball-Nationen in der Champions League und bei der EM an. Er sicherte den Verbänden größere sportliche Teilhabe zu, sah aber auch den wirtschaftlichen Nutzen für die UEFA. Wie hoch der Turniergewinn für den Kontinentalverband ist, wird man aber erst in den Bilanzen sehen, die ein Jahr nach der EM veröffentlicht werden.

Formal beantragt wurde die Ausdehnung des Turniers von 2016 an allerdings nicht von Platini, sondern von den Verbänden aus Irland und Schottland. Qualifizieren konnten sich diesmal nur die Iren über das Playoff. Die Schotten, ebenfalls deutscher Qualifikationsgegner, scheiterten als Gruppenvierter.

Das Teilnehmerfeld hat sich deutlich gewandelt. In der Slowakei, Island, Wales, Nordirland und Albanien sind gleich fünf Turnierneulinge dabei. Garantien gibt der Modus aber nicht. Drei Ex-Champions scheiterten trotz vereinfachter Qualifikation: Die Niederlande, Griechenland und Dänemark.

Die sportlichen Konsequenzen für das Turnier sind gravierend. Ex-DFB Chef und UEFA-Exko-Mitglied Wolfgang Niersbach mahnte immer: „Die Qualifikation wird an Spannung erheblich verlieren. Und im Turnier selbst muss man nach einem Modus spielen, bei dem man eine Logarithmentafel braucht.“

Die sportlichen Konsequenzen:

- Alle Gruppensieger und Gruppenzweiten qualifizieren sich für die K.o.-Runde. Dazu auch vier von sechs Gruppendritten. Das erfordert viele Rechnereien und ermöglicht am letzten Spieltag auch eher Mauscheleien, wenn vorab klar ist, welches Resultat einem oder sogar beiden Teams zum Weiterkommen reichen würde.

- Erstmals gibt es ein Achtelfinale und damit weitere acht Spiele zusätzlich. Durch die zwei weiteren Gruppen (je sechs Spiele extra) steigt die Zahl der Spiele insgesamt von 31 auf 51.

- Die Turnierdauer muss angesichts der Vielzahl der Spiele auf 30 Tage ausgeweitet werden und liegt damit praktisch auf WM-Niveau.

- Für die Organisation benötigt man mindestens zehn Stadien. Damit fallen viele - gerade kleinere Länder - als mögliche EM-Gastgeber aus. Nur deshalb wurde für 2020 die Idee eines Pan-Europa-Turniers mit 13 Gastgebern entwickelt. Für 2024 bleibt Deutschland trotz der Enthüllungen um die WM-Bewerbung 2006 Favorit, da es bislang keinen ernsthaften anderen Konkurrenten gibt.

Der Deutsche Fußball-Bund votierte gegen die Aufstockung, akzeptiert sie aber als demokratische Entscheidung der 54 UEFA-Mitglieder. „Aus sportlicher Sicht fand ich ein 16er-Feld für eine Europameisterschaft besser und auch für die Fans reizvoller. Ich kann aber verstehen, dass die kleineren Nationen eine Aufstockung positiv sehen. Am Ende werden sich immer die stärksten Mannschaften durchsetzen. Ob ein Turnier nun mit acht, 16 oder 24 Mannschaften gespielt wird, spielt für mich da keine Rolle“, sagte Bundestrainer Joachim Löw.