Derby-Absage in Istanbul: Terror erreicht Türkeis Fußball

Istanbul (dpa) - Die schweren Zeiten in der Türkei schlagen sich nun auch auf den Fußball nieder. Nach der Absage des Istanbul-Derbys deutet vieles auf einen befürchteten Anschlag hin. Für Galatasaray-Profi Lukas Podolski dürfte damit die Ungewissheit über seine sportliche Zukunft zunehmen.

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Nicht nur Podolski hatte sich auf die Begegnung gefreut. „Es ist Derby-Zeit“ schrieb der Fußball-Nationalspieler am Sonntagmittag via Twitter. Doch die angespannte Sicherheitslage in der Türkei ließ kein Spiel seines Vereins Galatasaray Istanbul gegen den Stadtrivalen Fenerbahce am Sonntagabend zu. Zwei Stunden vor dem geplanten Anpfiff wurde die Partie der Süper Lig abgesagt und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Genaue Gründe für die Spielabsage wurden zunächst nicht bekannt. In einer ersten Erklärung bezog sich das Gouverneursamt auf „Sorgfalt nach den Vorfällen, die in den letzten Tagen in unserer Stadt passierten“. In einer weiteren Erklärung war von „ernstzunehmenden Einschätzungen“ der Sicherheitsbehörden die Rede. Außerdem hätten beide Vereine die Spielabsage befürwortet. Schon am Vormittag berichtete der Nachrichtensender „CNN Türk“, dass Einsatzkräfte mit Spürhunden das Stadion nach versteckten Bomben absuchten.

Zunächst hatten türkische Medien gemeldet, dass die Partie aufgrund der Sicherheitsbedenken ohne Zuschauer stattfinden werde. Hunderte Galatasaray-Anhänger, die bereits im Stadion waren, wurden aufgefordert, die Arena zu verlassen. Kurz darauf erklärte der türkische Fußballverband (TFF), dass das Spiel nach Anweisung des Istanbuler Gouverneursamts verschoben wurde. Die Mannschaften waren zu jenem Zeitpunkt laut Medienberichten noch nicht vor Ort.

Für Galatasaray ist es nicht das erste Mal, dass man mit den Auswirkungen des Terrors in Berührung kommt. Vergangene Woche starb der Vater des Spielers Umut Bulut beim Autobomben-Anschlag in Ankara, bei dem insgesamt 37 Menschen ums Leben kamen. Bulut war kurz vor dem Anschlag mit dem türkischen Rekordmeister beim Ligakonkurrenten Genclerbirligi angetreten, sein Vater war auf dem Heimweg vom Stadion, als er Opfer des Attentats wurde. Am Samstag kamen bei einem Selbstmordattentat im Zentrum Istanbuls fünf weitere Menschen ums Leben.

Podolski dürfte nach den jüngsten Vorkommnissen umso mehr ins Grübeln über seine sportliche Zukunft kommen. Nach dem Anschlag von Ankara hatte er bereits der „Bild“-Zeitung gegenüber angedeutet, dass er sich nicht sicher sei, ob er weiterhin in Istanbul spielen wolle. „Man muss gut überlegen, wie es weitergehen soll, bei dem was hier passiert ist“, so der 30-Jährige.

Podolski hatte auch im vergangenen Jahr miterlebt, dass ein Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft wegen einer Terror-Warnung abgesagt wurde. Am 17. November 2015 gab die Polizei nur eineinhalb Stunden vor dem geplanten Anstoß in Hannover bekannt, dass das Testspiel gegen Holland nicht stattfinden kann. Damals hatte es Hinweise auf einen Sprengstoffanschlag gegeben. Drei Tage vorher hatte Podolski bei den Terroranschlägen von Paris die ganze Nacht in den Katakomben des Stade de France ausharren müssen.