Italiens Torwart-Legende Ein Jahr voller geplatzter Träume: „Gigi“ Buffon wird 40

Rom (dpa) - Es hätte eigentlich ein grandioses Jahr werden können für Gianluigi Buffon. Er hätte als erster Fußballer in der Geschichte zu seiner sechsten Weltmeisterschaft fahren können. Doch die WM in Russland 2018 wird für Italiens Torwartkönig für immer eine Wunde bleiben.

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Wenn „Super-Gigi“ am Sonntag 40 Jahre alt wird, werden Lobeshymnen auf ihn angestimmt, Sonderhefte gedruckt und seine Karriere in Bildern, Videos und Zitaten gewürdigt. Doch eines kann ihm niemand mehr schenken: Eine Teilnahme an der kommenden WM.

Buffon war der Erste, der nach dem Ausscheiden Italiens in der WM-Qualifikation gegen Schweden die Konsequenz zog: Er trat als Kapitän der italienischen Nationalmannschaft ab. Tränenreich machte er seiner Bestürzung Luft. Und nicht nur da zeigte der 1,92-Meter-Torwart von Juventus Turin seine gefühlvolle Seite: Er weinte 2017 nach dem verlorenen Champions-League-Finale gegen Real Madrid. Und er weinte nach dem brutalen Elfmeterschießen bei der Europameisterschaft gegen Deutschland, das Italien 2016 im Viertelfinale verloren hatte.

Aber dass er in Russland nicht dabei sein kann - was der Höhe- und zugleich Schlusspunkt seiner Karriere hätte werden können - schmerzt besonders. „Das Schlimmste kommt noch im nächsten Juni. Ich hoffe, dass ich beim Anpfiff zum Eröffnungsspiel bereits mit meinem Schnorchel unter Wasser bin, irgendwo - und anderthalb Monate lang nicht mehr auftauche“, sagte Buffon dem „Spiegel“. Den Kopf strecke er erst wieder raus, „wenn das Endspiel abgepfiffen ist“. Das Ausscheiden gegen Schweden werde er „bis zum Lebensende bereuen“.

Seinem Ansehen tat die Schmach jedoch keinen Abbruch. Nicht nur in Italien wird der Mann aus Carrara als Führungsfigur und Weltklasse- Torwart verehrt. In einer Umfrage unter italienischen Studenten gaben die meisten sogar Buffon als ihr Berufsvorbild an - noch vor Amazon-Gründer Jeff Bezos und Google-Chef Larry Page.

Der Torwart mit den blauen Augen hat mehr als 1000 Pflichtspiele und 175 Länderspiele absolviert, er wurde im Dauer-Wettstreit mit Manuel Neuer und dem Spanier Iker Casillas fünf Mal Welttorhüter. Er hat Depressionen genauso überstanden wie schwere Rückenverletzungen. Er hat Skandale und Skandälchen ausgestanden und war bei einigen der prägendsten Momente der Fußballgeschichte dabei.

So war es Buffon, der den Schiedsrichter im WM-Finale 2006 von Berlin auf den Kopfstoß von Zinedine Zidane gegen seinen Landsmann Marco Materazzi aufmerksam machte - und den Franzosen nach dem Spiel über die Niederlage seiner Mannschaft tröstete. Im Halbfinale noch hatten die Italiener bei der Sommermärchen-WM die deutschen Gastgeber in der Nachspielzeit aus dem Titelrennen verabschiedet.

Nach dem WM-Triumph kam jedoch der Nackenschlag: Juventus Turin wurde wegen eines Wettskandals zum Abstieg in die Serie B verdonnert. Zudem wurden Juve zwei Meistertitel aberkannt. Buffon blieb Italiens Rekordmeister, bei dem er seit 17 Jahren spielt, dennoch treu. Mit der „Alten Dame“ kann er dieses Jahr immerhin noch von einem lange ersehnten Titel träumen: Einem Sieg in der Champions League.

Und auch in Zukunft wird man von „Super-Gigi“ hören - und nicht nur vom Werbemodel für Schuppenshampoo und Rotwein. Er denke über eine weitere Saison bei Juve nach, hieß es kürzlich. Und sollte er doch aufhören, stehe er trotzdem weiter zur Verfügung, „für Juventus wie für die Nationalmannschaft“, sagte Buffon. „Selbst mit 80 Jahren, wenn plötzlich kein Torhüter da wäre, dürfte man mich anrufen - ich trainiere dann kurz und springe ein.“