„El clásico“ als Serie: viermal Real-Barça
Madrid (dpa) - Die Fußballschlager Real Madrid gegen den FC Barcelona galten in Spanien bis vor kurzem als Höhepunkte der Saison und „Jahrhundertspiele“. Nun treffen die Erzrivalen innerhalb von zweieinhalb Wochen gleich viermal aufeinander.
„El clásico“ als Serienproduktion: Ein solches Play-off hat es in der spanischen Fußballgeschichte noch nicht gegeben. Den Fans stehen aufregende Tage bevor. „Legen Sie die Sicherheitsgurte an!“, empfahl das Fachblatt „Sport“ den TV-Zuschauern. Nach einer Studie werden voraussichtlich 350 Millionen Menschen in allen Teilen der Welt die spanischen Fußball-Klassiker am Bildschirm verfolgen.
Am Samstag kann im ersten der vier Schlagerspiele eine Vorentscheidung im Kampf um die spanische Meisterschaft fallen. Vier Tage später stehen sich Real und Barça in Valencia im Pokalfinale gegenüber, am 27. April und 3. Mai spielen sie im Halbfinale der Champions League um den Einzug ins Endspiel. „Wir können alle Titel holen“, sagte Real-Profi Mesut Özil der Nachrichtenagentur dpa. „Wir haben mit unserer Mannschaft das Potenzial.“
Allerdings ist offen, ob der Ex-Bremer in der Partie im Bernabéu-Stadion in der Startelf stehen wird. Die Sportblätter „Marca“ und „As“ spekulierten, Trainer José Mourinho könne den Spielmacher für das Pokalfinale schonen. Özils Landsmann Sami Khedira, zuletzt mit ansteigender Form, gilt dagegen als gesetzt.
Der erste der vier „clásicos“ scheint der am wenigsten spannende zu sein, weil Barça in der Primera División mit seinem Acht-Punkte-Vorsprung die Weichen in Richtung Titelgewinn gestellt hat. Aber der Eindruck täuscht. Wer das erste Duell gewinnt, geht mit einem großen psychologischen Vorteil in die folgenden drei Schlagerspiele.
Zudem brennt Real darauf, die Schmach der 0:5-Pleite in der Hinrunde aus der Welt zu räumen. „Das tat weh“, erinnert sich Özil. „Aber aus solchen Fehlern lernt man. Wir sind als Mannschaft besser geworden.“ Auf der Gegenseite kann der FC Barcelona mit einem Sieg oder einem Remis den dritten Meistertitel in Serie fast schon perfekt machen. „Wir würden ein Spiel im Bernabéu-Stadion niemals auf die leichte Schulter nehmen“, versichert Trainer Josep Guardiola, der mit Barça bisher alle fünf Schlagerspiele gegen Real gewann.
Die beiden Clubs gehören zu den reichsten der Welt und haben insgesamt 13 Weltmeister in ihren Reihen. Eine besondere Würze erhalten die „clásicos“ durch das Duell zwischen den zwei besten Stürmern der Welt, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Beide haben noch eine Rechnung offen. Der Argentinier stellte bei Barça zwar mit 48 Saisontoren einen Vereinsrekord auf, aber er erzielte noch nie ein Tor gegen ein von Mourinho betreutes Team. „CR7“, wie der Portugiese genannt wird, spielte mit Manchester United und Real schon sechsmal gegen Barcelona, aber ihm gelang bislang kein einziger Treffer.
In einer Zeit, als es noch keine Profi-Liga und keinen Europacup gab, hatten Real und Barça schon einmal in kurzer Zeit viermal gegeneinander gespielt. Dies war 1916 im Halbfinale des spanischen Pokals. Damals vor 95 Jahren wurde nach Hin- und Rückrunde ein Entscheidungsspiel fällig, das nach Verlängerung 6:6 endete.
In einer zweiten Entscheidungspartie gab es nach einem 2:2 erneut eine Verlängerung. Real ging mit 4:2 in Führung, aber die Katalanen fühlten sich vom Schiedsrichter, einem Ex-Spieler von Real, so eklatant benachteiligt, dass sie vor dem Abpfiff unter Protest den Platz verließen. Man sagt, dies sei die Geburtsstunde der historischen Rivalität zwischen beiden Vereinen gewesen.