FFF-Generalsekretär tritt ab - „Ein Tsunami“
Paris (dpa) - Skandale ohne Ende im französischen Fußball: Der zweitwichtigste Mann im FFF-Verband, Jacques Lambert, ist fünf Monate nach dem Fiasko der „Bleus“ bei der WM in Südafrika von seinem Posten als Generalsekretär zurückgetreten.
Nationaltrainer Laurent Blanc reagierte enttäuscht. „Das bestätigt, dass es keine Einheit gibt, und dass man auf allen Ebenen zur Einheit zurückfinden muss“, erklärte der 45 Jahre alte Coach.
FFF-Vizepräsident Noël Le Graët gab den Rücktritt in Paris bekannt und sagte, Lambert habe nicht länger „unter Intriganten“ arbeiten können. „Ich bedaure seinen Weggang, weil er der starke Mann war, das ist sehr schlecht für uns“, sagte Le Graët über Lambert, der nun einen Posten im Organisationskomitee für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich übernimmt.
Lambert galt, ebenso wie Le Graët, als einer der Hauptgegner von FFF-Interimspräsident Fernand Duchaussoy. Der 67-jährige Unternehmer war im Juli als Nachfolger des wegen des WM-Debakels zurückgetretenen Jean-Pierre Escalettes zum vorläufigen Verbandschef gewählt worden. Bei der FFF-Generalversammlung am 18. Dezember soll endgültig über den starken Mann des französischen Fußballs entschieden werden.
Der Machtkampf ist in vollem Gange. Erst im Oktober wollte Duchaussoy angeblich verärgert seinen Hut nehmen, nachdem FFF- Schatzmeister und Lambert-Freund Bernard Desumer seine Arbeit in der Sportzeitung „L'Équipe“ heftig angeprangert hatte.
Wie schlimm zur Zeit die Lage in der Heimat von Bayern-Star Franck Ribéry trotz der jüngsten Erfolge der Blanc-Boys (zuletzt 2:1 gegen England im Wembley-Stadion) wirklich ist, machen die Worte eines von den Medien anonym zitierten Mitglieds des FFF-Bundesrates deutlich: „Das ist ein Tsunami, das ist schlimmer als alles andere zuvor“. Und auch AS-Nancy-Boss Jacques Rousselot klagte: „Hier ist immer was los...das ist traurig“.
Lambert hüllt sich vorerst in Schweigen. „Die Gründe des Rücktritts interessieren nur mich“, sagte er lediglich. Nationaltrainer Blanc fürchtet indes: „Auch so etwas kann sich auf meinen Job auswirken“.