Zittersieg gegen Valencia Fliegende Flaschen, Fouls, Tränen: Barça übersteht „Krieg“
Valencia (dpa) - Nach dem 3:2-Zittersieg des FC Barcelona beim FC Valencia durfte Marc-André ter Stegen zu Recht jubeln: „Wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen und haben es getan! Große Leistung des Teams!
FORÇA BARÇA!“, twitterte der deutsche Nationaltorhüter.
Wo Touristen sonst hinfahren, um die besten Paellas und Orangen zu genießen, überstand der spanische Meister in erster Linie dank einer neuen Gala-Vorstellung von Lionel Messi einen wahren Fußball-„Krieg“, wie die Zeitung „El Mundo“ titelte. Es gab Tore und Tränen, viele Fouls und auch fliegende Flaschen.
Mit dem Sieg sprangen die Katalanen von Platz vier auf eins - aber nur für rund 24 Stunden. Das Überraschungsteam des FC Sevilla fügte Atlético Madrid im Topspiel der neunten Runde die erste Saisonniederlage zu und ließ Barça mit 20 Zählern hinter sich. Das Tor des Tages erzielte der Franzose Steven N’Zonzi (73.). Atlético lag vorerst mit Stadtrivale Real (beide 18) auf Platz drei. Aber die Königlichen um Weltmeister Toni Kroos hatten am späten Abend daheim gegen Athletic Bilbao die Chance, die Spitze zu erklimmen.
„In 90 Minuten kann alles passieren“, meinte ter Stegen - und das stimmte auch am Samstag vor 52 000 im Mestalla-Stadion. Gegen einen sehr engagiert und hart spielenden Gegner ging es früh los. Gäste-Regisseur Andrés Iniesta wurde schon nach 14 Minuten nach einem nicht geahndeten Foul von Enzo Pérez weinend vom Platz getragen: Außenbandverletzung am rechten Knie, sechs bis acht Wochen Pause. Der 32-jährige Kapitän verpasst somit auch mit großer Wahrscheinlichkeit den Clásico gegen Real Madrid am 3. Dezember und drei Tage später das Champions-League-Rückspiel gegen ter Stegens Ex-Club Borussia Mönchengladbach.
Als Iniesta noch mit schmerzverzerrtem Gesicht behandelt wurde, brachte Messi die Katalanen in der 22. Minute in Führung. Nach der Pause drehten der frühere Barcelona-Profi Munir (52.) und Rodrigo (56.) die Partie zwischenzeitlich, Luis Suárez glich aber schnell (62.) aus. Es ging dann weiter hin und her, Schiedsrichter Undiano Mallenco übersah viele Fouls, Messi dribbelte und passte wie im Trance, ter Stegen gelangen gute Paraden, das Publikum tobte.
Den Höhepunkt des hektischen Fußballkrimis gab es aber erst in der vierten Minute der Nachspielzeit. Aymen Abdennour brachte Suárez im Strafraum zu Fall, Messi legte sich den Ball auf den Elfmeterpunkt und sorgte gegen Elfmeterkiller Diego Alves dafür, dass die „Blaugrana“ für eine Nacht zumindest vom vierten auf den ersten Platz der Primera División sprangen. Alves, der in LaLiga die drei letzten Elfmeter pariert hatte und in seiner Karriere 19 von 42 Strafstößen hielt, hatte diesmal keine Chance.
Keine Chance hatten auch Neymar und Suárez, die beim Torjubel beide von einer von den Rängen geschleuderten Flasche getroffen wurden. Weitere Flaschen und Gegenstände, die von den wütenden Fans hinter dem Tor aufs Feld geworfen wurden, trafen die Spieler zum Glück nicht. Die Zeitung „Sport“ sprach von einer „Hölle“ und bejubelte den Triumph der „Götter“ in Blau-Rot. Auch Trainer Luis Enrique machte keinen Hehl aus seiner Freude und seinem Stolz: „Meine Jungs haben heute gezeigt, wie viel Charakter sie haben“, sagte er.