Französische Liga bringt Real in die Bredouille

Paris (dpa) - Das Urteil der französischen Profi-Liga LFP schlug nicht nur in Paris hohe Wellen, sondern auch in Madrid.

Weil der Sportdirektor des französischen Fußball-Meisters Paris Saint-Germain, Leonardo, wegen einer Schiri-Attacke für neun Monate gesperrt wurde, droht die Lösung der Trainerfrage sowohl bei PSG als auch bei Real Madrid zur Hängepartie zu werden. Real will nämlich PSG-Coach Carlo Ancelotti aus seinem bis 2014 laufenden Vertrag loseisen, und der Italiener will auch unbedingt zu den Königlichen. Doch für die Ölscheichs aus Katar, die in Paris das Sagen haben, ist der brasilianischen Weltmeister von 1994 die einzige Nachfolgealternative. Echte „Meister-Macher“ sind zur Zeit auf dem europäischen Trainermarkt rar.

„Nun muss auch Madrid das Verhalten von Leonardo ausbaden“, klagte die spanische Sportzeitung „As“, und die in Barcelona erscheinende „Mundo Deportivo“ stellte nicht ohne Schadenfreude fest: „Ancelotti rückt in weite Ferne“. In einem Café an der Madrider Stierkampfarena hatten auch die „Corrida“-Fans diesmal nur Fußball im Sinn. „Wo sollen wir nun einen guten Trainer herholen?“, fragte ein 75-Jähriger in die empörte Runde. Nachdem Real nach einer titellosen Saison bereits die Trennung von José Mourinho verkündet hat, gibt es eigentlich nur einen Hoffnungsträger, dessen Name dieser Tage in Spaniens Hauptstadt überall zu hören und zu lesen ist: Jupp Heynckes.

„Heynckes rückt näher“, schrieb „As“, obwohl der scheidende Coach des FC Bayern mit der Rente liebäugelt. Niemand hat in Madrid vergessen, dass es der Mönchengladbacher war, der Real 1997/98 zum ersten Champions-League-Titel nach 32 Jahren geführt hat. Der Coach wird aber auch in Erinnerung haben, dass er dessen ungeachtet damals wegen des vierten Platzes in der Liga vor die Tür gesetzt wurde. Ob er sich mit 68 nach der tollen Saison den täglichen Mega-Stress in Madrid antun will, ist die Frage.

Aber auch in Paris löste das LFP-Urteil große Sorgen aus. „Wenn Real doch die Ablöse (für Ancelotti, 7,5 Millionen Euro) zahlen sollte, wird das PSG in eine schrecklich unbequeme Lage versetzen“, schrieb die Sportzeitung „L'Équipe“. Zum einen hat Wunschtrainer Arséne Wenger bei Arsenal einen Vertrag bis 2014. Zum anderen hatten Pariser Stars wie der schwedische Ligue-1-Torschützenkönig Zlatan Ibrahimovic (31) unmissverständlich angedeutet, sie würden im Fall eines Weggangs von Ancelotti wohl auch die Koffer packen.

Leonardo wurde für alle offiziellen Fußball-Funktionen auf Eis gelegt, weil er Referee Alexandre Castro am 5. Mai im Spielertunnel des Pariser Prinzenparks nach dem 1:1 gegen Valenciennes absichtlich angerempelt haben soll. Leonardo dagegen behauptete, von jemand anderem gegen den Unparteiischen geschubst worden zu sein. PSG wurde deshalb auch mit einem Drei-Punkte-Abzug für die neue Saison bestraft - allerdings auf Bewährung. Der Club legte inzwischen Berufung ein. In Paris wird nicht ausgeschlossen, dass Bad-Boy Leonardo gefeuert wird. Zumal der sich mit Ancelotti nicht so gut verstehen soll. Der Brasilianer versucht derweil, den Fauxpas wieder gutzumachen: Er fragte laut Medien bei seinen Landsleuten Dunga und Zico an, ob sie nicht vielleicht Lust hätten, an die Seine zu ziehen.