Gefeierter Messi auch nach Tor-Rekord bescheiden
Barcelona (dpa) - Lionel Messi blieb sich auch in der historischen Nacht von Sevilla treu. Fast schon verlegen nahm Barcelonas Superstar die Glückwünsche der Kollegen nach seinem Tor-Weltrekord entgegen.
Keine einstudierten Jubelgesten, keine selbstherrlichen Aussagen, der Argentinier dachte bescheiden vor allem an die Mannschaft. „Der Rekord ist zwar schön, aber was wirklich wichtig ist, ist, dass wir gewonnen haben und den Abstand zu den Verfolgern gewahrt haben“, erzählte der 25-Jährige nach dem 2:1 bei Betis Sevilla zurückhaltend.
An die Elogen aus aller Welt scheint sich der dreimalige Weltfußballer des Jahres noch immer nicht gewöhnt zu haben. Der bisherige Rekordhalter Gerd Müller adelte den Argentinier zu einem „Giganten“, FIFA-Präsident Joseph Blatter nannte seinen Lieblingsspieler „einfach unglaublich“, und für die Zeitung „Sport“ ist der 1,69 Meter kleine Weltstar „der Größte unter den Großen“. Mit seinen Toren Nummer 85 und 86 in diesem Kalenderjahr hatte Messi die 40 Jahre alte Bestmarke des ehemaligen Bayern-Torjägers geknackt.
„Er ist ein unglaublicher Spieler, ein Gigant und dabei ein so sympathischer und eher zurückhaltender Profi. Ich freue mich für ihn. Messi ist fantastisch““, sagte Müller dem Internet-Dienst „Sport1“ am Montag und witzelte: „Er hat eigentlich nur einen Fehler: Er spielt nicht für den FC Bayern.“ Beim FC Barcelona können sie sich ein Leben ohne ihren begnadeten Hochgeschwindigkeitsdribbler längst nicht mehr vorstellen.
„Er wird immer sagen, dass die Tore ein Ergebnis der Leistung der Mannschaft sind, aber die Abschlussstärke hat er alleine“, lobte Barcas Sportdirektor Andoni Zubizarreta. „86 Tore zu schießen, ist wahnsinnig“, ergänzte Trainer Tito Vilanova. „Ich glaube, dass wir keinen besseren Spieler mehr sehen werden.“ Teamkollege Gerard Piqué schwärmte, Messi sei „übernatürlich“. Und: „Für ihn gibt es keine Grenzen.“
Lukas Podolski schloss sich an: „Einfach einmalig.“ Englands einstiger Torjäger Gary Lineker twitterte: „Rekord in der Tasche, Goldenen Ball in der Tasche, der Größte überhaupt - auch das hat er sicher in der Tasche.“ Die niederländische Legende Johan Cruyff hält Messi für „unvergleichlich“ und prophezeite ihm „fünf, sechs oder sieben“ Weltfußballer-Titel: „Messi wird die meisten Ballons d'Or der Geschichte gewinnen.“
Barcelonas Feingeist hat 2012 in 66 Spielen 74 Tore für seinen Club und zwölf für Argentinien geschossen - ein Fabelrekord. Und drei Spiele bleiben ihm noch, die Bestmarke sogar weiter zu verbessern. „Ich versuche noch ein oder zwei mehr zu schießen, um es für die Spieler nach mir schwieriger zu machen“, scherzte Messi.
Auch die internationale Presse jubelte, den spanischen Medien fehlten die Superlative. Die Madrider Zeitung „El Mundo“ kommentierte Messis Leistung als „außerirdisch“, „einzigartig“, „fabelhaft“ und „erstaunlich“. Sogar die Madrider Zeitung „El País“ gab zu, Messi sei „ein unvergleichbarer Torjäger, der Beste, den es gibt.“
Der Hochgelobte betonte trotz des Hypes um seine Person immer wieder, wie bedeutend seine Mannschaftskameraden für seine Tore sind und wie wichtig ihm der Erfolg des Teams ist. „Ich schieße Tore, um Titel mit dem Team zu gewinnen. Die Liga, der Pokal und die Champions League sind wichtiger als persönliche Rekorde“, sagte er.
Dabei ist seine bemerkenswerte Tor-Ausbeute nur ein weiteres Puzzleteil in Messis außergewöhnlicher Karriere. In der vergangenen Saison hatte der Ausnahmekönner 50 von 114 Toren für sein Team in der Liga erzielt. Mit über 250 Toren ist er Rekordtorschütze des FC Barcelona. Dreimal hat er die Champions League gewonnen, fünfmal die spanische Meisterschaft, zweimal den spanischen Pokal, wurde Olympiasieger 2008 und dreimal Weltfußballer des Jahres. Nur der Weltmeistertitel fehlt ihm noch in seiner beeindruckenden Rekord- und Titelsammlung.