Kritik an Balotelli - ManUnited vor 20. Meistertitel?
Manchester (dpa) - Sir Alex Ferguson war mal wieder puterrot im Gesicht. Diesmal war es aus geradezu kindlicher Freude - über den selbst erklärten größten Derbysieg seiner Karriere. Und womöglich über einen wichtigen Schritt in Richtung Uniteds 20. Meistertitel?
Manchester (dpa) - Sir Alex Ferguson war mal wieder puterrot im Gesicht. Diesmal war es aus geradezu kindlicher Freude - über den selbst erklärten größten Derbysieg seiner Karriere. Und womöglich über einen wichtigen Schritt in Richtung Uniteds 20. Meistertitel?
„Wenn die Punkte am Ende der Saison zusammengezählt werden, hoffe ich, dass dies mitentscheidend war“, sagte Manchester Uniteds Trainer-Ikone nach dem dramatischen 3:2 (2:0)-Sieg bei Meister City aufgekratzt. Mit einem Sechs-Punkte-Polster nach dem 16. Spieltag hat er gut lachen und kostet bittersüß die Revanche für die zwei Pleiten in der Vorsaison (1:6 und 0:1) aus.
Und der fast 71-Jährige konnte sich einmal mehr feiern lassen für den Robin-van-Persie-Transfer-Coup, den er im Sommer ausgerechnet City vor der Nase weggeschnappt hatte: Van Persie war in der 92. Minute mit einem Freistoß-Tor der Last-Minute-Winner. Wayne Rooney sagte dazu: „Ein bisschen Magie hat uns die drei Punkte beschert. Es gibt Verlangen und Leidenschaft in diesem Club und unter Sir Alex wissen wir, dass wir nie geschlagen sind.“ Rooney war der zweite Held: Er erzielte die ersten beiden Tore (16./29.) und übertraf mit elf Derby-Treffern den legendären Bobby Charlton.
Was sagte Rooney zum 163. Stadtderby? „Es war verrückt - es ist schon die gesamte Saison so.“ Die „Times“ überschrieb das Spiel mit dem Ferguson-Kultzitat „Football? Bloody Hell“ (Fußball? Blutige Hölle). Der Besuch von „Mission Impossible“-Star und Beckham-Freund Tom Cruise passte zu dem irren Spektakel. Der „Guardian“ erinnerte an den Italo-Western-Klassiker „The Good, The Bad and the Ugly“: Der Gute war van Persie, der Böse der Totalausfall Mario Balotelli, der bei seiner Auswechslung (51.) wütend an Coach Roberto Mancini vorbeistürmte. Das Hässliche waren Aussetzer der Fans.
United-Routinier Rio Ferdinand wurde beim Bejubeln des Siegtors von einer 2-Pence-Münze am Kopf getroffen. Das hinterließ einen blutenden Cut an der Augenbraue. Danach stürmte ein Heim-Fan offenbar auf Ferdinand zu aufs Spielfeld, den City-Keeper Joe Hart und Ordner aber stoppen konnten. Obendrein teilte die Greater Manchester Police mit, dass im Stadion ein Mann wegen des Verdachts des Rassismus festgenommen wurde und man rassistischen Beleidigungen Ferdinands via Twitter nachgehe. Ferdinand seinerseits nutzte Twitter, um den zunächst noch nicht gefassten Münzwerfer zu verspotten: „Es hätte wenigstens eine 1-Pfund-Münze sein können.“
Gar nicht nach Scherzen zumute war City-Trainer Mancini. Nach dem unwürdigen Aus in Europa unter der Woche nun die erste Heimpleite seit 37 Liga-Spielen und ein herber Rückschlag in der Meisterschaft - der Italiener übte sich in Zweckoptimismus: „Ich bin mir sicher, dass wir immer noch das Double (Meistertitel und FA-Cup) gewinnen können. Wir haben den Spirit, sechs Punkte aufzuholen, aber jetzt müssen wir vier oder fünf Spiele nacheinander gewinnen.“
Klar, City hat ebenso eine berüchtigte Comeback-Mentalität und holte schließlich in der Vorsaison noch acht Zähler Rückstand auf United auf. Aber derzeit reiben sich die Citizens mal wieder intern auf, Mancini scheint die Geduld mit Balotelli endgültig zu verlieren. Sein 22-jähriger Landsmann sei auf dem Weg, seine Karriere „aus dem Fenster zu schmeißen“, schimpfte Mancini.
Ex-City-Profi Dietmar Hamann rief via Twitter dazu auf, Balotelli endlich zu verkaufen. Und was machte Balotelli? Er wurde bedrängt und verspottet von United-Fans, als er in seinem Bentley im Camouflage-Design vom Parkplatz des Etihad Stadiums flüchtete.